„Arabia Felix“, so nannten die Römer die Arabische Halbinsel, jedenfalls jenen Teil der sich mit den heutigen Staaten Jemen, Oman und den UAE deckt. Weihrauch und der Handel mit Räucherwerk und Gewürzen hatte dieses Gebiet wohlhabend gemacht. Aden war damals als „Eudamon“ bekannt und reich aufgrund des Gewürzhandels. In Marib bewässerte der Staudamm genug Land um die durchziehenden Karawanen zu versorgen. Heute würde „Arabia Miser“ vermutlich besser passen, jedenfalls für den Jemen, der durch Krieg und Pandemie völlig verarmt ist.

Jemen / Marib / FOTO: rosareisen

Die Geschichte eines blühenden Landes

Das erste große Reich im Jemen gehörte einer Frau. Die Königin von Saba wird auch in der Bibel erwähnt, dort steht, dass sie König Salomon den Kopfverdreht hat, angeblich aufgrund ihrer behaarten Beine. Um 1000 v.C. hat man Körperhaare rasiert, jedenfalls in der besseren Gesellschaft, unrasierte Beine waren wohl selten und daher aufregend. Im 4. Jahrhundert v. Chr. dürfte die militärische Vorherrschaft verlorengegangen sein. Zu dieser Zeit erkämpften sich die früheren Vasallenstaaten Ma’in, Qataban und Hadramaut ihre Unabhängigkeit. Die Erben dieser Zivilisation waren die Himjariten. Zu dieser Zeit gaben die Römer dem Gebiet den Namen „Arabia Felix“. Die äthiopische Eroberung im 6.Jh., ausgehend von Aksum, beendete diese antike Blütezeit und brachte das Christentum in den Jemen. Ein kurzes Gastspiel, denn nur eine Generation später fiel das Land an die Sassaniden und ab dem 7.Jh. verbreitete sich der Islam, der ist bis heute geblieben.

Der Oman war am Anfang Teil von Arabia Felix

Der Oman weist Siedlungsspuren bis in die Steinzeit auf und wird um 3000 v.C erstmals schriftlich von den Sumerern Mesopotamiens erwähnt. Die heutige Provinz Dhofar war einmal Teil des sabäischen Reiches und so teilt der Oman seine Geschichte mit jener der altarabischen Reiche. Im 7.Jh. als der Islam die alten Religionen ablöst, wird er Teil des Kalifats der Umayyaden und später der Abbasiden. Eine Sekte, die Ibaditen, werden zur regionalen Autorität im Hinterland und gründen später im 9.Jh. ein unabhängiges Imamat. Viele Omanis wandern damals nach Ostafrika aus und sichern sich das Handelsmonopol im Indischen Ozean. Die Hafenstadt Suhar wird zum wichtigsten Handelszentrum der islamischen Welt mit Handelsbeziehungen die bis China reichen. Ab dem 10.Jh. erobert Persien den Oman und wird erst um 1500 von den Portugiesen verdrängt. Ein erster geeinter Staat entsteht 200 Jahre später unter der Yaruba Dynastie.

Die UAE waren ebenfalls Teil von Arabia Felix

7000 Jahre ist dieses Gebiet besiedelt, das belegen archäologische Funde bei Sila. Mit der Domestizierung des Kamels im 2.Jahrtausend vC. beginnt die Zeit der Karawanen. Sie zogen von Syrien in den südlichen Irak und knüpften im Persischen Golf an den Seeweg nach Indien an. Neben dem Handel trug die Perlentaucherei zum Wohlstand bei. Ab dem 6.Jh. breitet sich das Christentum aus, ein Kloster auf der Insel Sir Bani Yas hat bis in das 8.Jh. existiert. 630 kommen Boten Mohammeds ins Land und bringen den Islam. Ra’s al-Chaima ist heute noch berühmt für seine „Daus“, die Segelschiffe der Arabischen Halbinsel. im 7.Jh. hieß der Ort noch Julfar und war Ausgangspunkt für die Invasion Persiens. Im 16.Jh. wird das Land Teil des Osmanischen Reiches und anschließend von den Portugiesen erobert, die hier ihre Handelsstützpunkt errichten. Es war ein Navigator aus Julfa der Vasco da Gama die Gewürzroute nach Indien eröffnete.

Arabia Miser – das trifft jedenfalls auf den Jemen zu

Während es dem Oman und den UAE recht gut geht liegt der Jemen in Trümmern. Ein alter Konflikt, jener zwischen Schiiten und Sunniten, hat nicht nur Kulturgüter vernichtet. Viele Menschen sind im Zuge dieser Auseinandersetzung zu Tode gekommen. Die Pandemie hat die humanitäre Krise zusätzlich verschärft. Aufgrund des Krieges und seiner Folgen sind 80 Prozent der 30 Millionen Einwohner im Jemen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das sind mehr als 24 Millionen Menschen, darunter sind mehr als 12 Millionen Kinder. Bereits 2004 kam es zu größeren politischen Unruhen, 2011 spitzte sich die Situation im Zuge des „Arabischen Frühlings“ zu und 2012 tritt die jemenitische Regierung zurück. 2014 erobern die Huthi Rebellen Sanaa und seit 2015 kämpfen sie gegen eine Militärallianz unter der Führung Saudi Arabiens. Aus einem Bürgerkrieg ist ein Konflikt mit internationaler Beteiligung geworden. Der Iran unterstützt die schiitischen Huthis, die Militärallianz unterstützt die sunnitischen Gruppen.

Jemen / Marib FOTO: rosareisen

Arabia Felix als Schnittpunkt

Die Arabische Halbinsel ist die größte Halbinsel der Welt. Ein Geograf wird sagen sie liegt im äußersten Südwesten Asiens. Es hängt aber von der Betrachtungsweise ab, geologisch betrachtet gehört sie nämlich zu Afrika. Medial subsummiert man die Afrikanische Platte unter dem Begriff „Naher Osten“. Arabia Felix war immer ein Schnittpunkt, von Kultur, Handel und eben Platten. Einige Küstenabschnitte des Jemen können ihren vulkanischen Ursprung nicht abstreiten. Der Großen Afrikanischen Grabenbruch verursacht diesen Vulkanismus. Die Afrikanische und die Arabische Platte reiben hier seit 35 Millionen Jahren aneinander, vielleicht trennt sich über kurz oder lang eine weitere Platte ab, die Somaliaplatte.

Jemen / Mukalla FOTO: rosareisen

So wie die Platten reiben, so reiben auch die Kulturen. Die Menschen der Tihama sind afrikanischen Ursprungs, die Jemeniten des Hochlandes dagegen Araber. Die beiden Gesellschaften sind nicht nur kulturell unterschiedlich, auch ihr Wohlstand ist sehr ungleich verteilt und damit auch ihr Ansehen in der Gesellschaft. Der Bergjemen und die Küstengebiete sind zwei verschiedene Welten, beide faszinierend, beide eigenständig. Die Bauern der Tihama leben in Kral-Dörfern und bewirtschaften meist Landflächen die Jemeniten im Hochland gehören.

Tihama / Jemen FOTO: rosareisen

Der Jemen ist Stammesland

Im Jemen haben die Stämme noch viel zu sagen. Sie prägen die Kultur und Gesellschaft des Landes. Das macht sich auch im aktuellen Konflikt bemerkbar. Die Huthis zum Beispiel stammen aus dem Bergland an der Grenze zu Saudi Arabien, dieses Land wurde vor 1962 von schiitischen Imamen beherrscht und davon leiten die Huthis ihren Machtanspruch ab. Der Jemen ist traditionell ein Land der Stämme. Über Jahrhunderte gelang es den Großverbänden, mehr oder minder einvernehmlich miteinander zu leben. Die Ad, Amir, Aulaqi, Azd, Bariq, B’doul, Haschid und Kathiri hatten ein auf Loyalität basierendes Konzept des Zusammenlebens, das lange funktionierte. Ali Abdullah Salih, der das Land von 1990 bis 2012 regierte wollte dieses System aufbrechen. Das ist ihm teilweise gelungen und das macht es schwierig den aktuellen Konflikt zu lösen.

Jemen FOTO: rosa reisen

Schiiten und Sunniten – nicht gerade beste Freunde

Die Arabische Halbinsel hat einen großen Nachbarn, das ist Persien. Im Iran haben die Schiiten das Sagen, in Saudi Arabien dagegen die Sunniten. Der Streit zwischen den beiden Gruppen ist etwa 1300 Jahre alt. Die muslimische Gemeinschaft spaltete sich im Streit über die Nachfolge des Propheten Mohammed im 7.Jh. Die Mehrheit der Muslime wollte einen Kandidaten frei bestimmen aber eine Minderheit forderte, dass der Nachfolger aus Mohammeds Familie stammen müsse, und legte sich auf seinen Vetter Ali fest. Die Anhänger dieser Minderheit wurden „Schiat Ali“, Partei Alis, genannt, woraus sich die Bezeichnung Schiiten entwickelte. Der Begriff Sunniten leitet sich von der Sunna ab, den Überlieferungen des Propheten. Das Ergebnis war die berühmte Kamelschlacht. Das Königreich Saudi-Arabien sieht sich als Schutzmacht der Sunniten. Der Iran betrachtet sich als Interessenvertreter der Schiiten. Beide Staaten konkurrieren um die Vorherrschaft im Nahen Osten. Dieser Konflikt hat den Jemen in Trümmer gelegt.

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