Der Baikalsee - ein Überblick

Der von den Russen „Osero Baijkal“ genannte See, liegt in der Form eines Halbmondes mitten in der Landschaft Sibiriens, im asiatischen Teil Russlands, denn die Grenze zwischen Asien und Europa liegt im Ural. Für die Schamanen der Region ist er ein heiliger Ort, faszinierend ist er jedenfalls aus mehreren Perspektiven. Man kann den Namen als „reicher See“ übersetzen. Im alten China war der See unter dem Namen “Bei Hai“ der Nordsee, bekannt und gehörte zum Xiongnu Gebiet. In Europa wurde der See erst im 17. Jahrhundert bekannt, nachdem er 1643 von dem Russen Kurbat Ivanov entdeckt wurde. Seinen aktuellen Namen „Baikal“ bekam er vermutlich von den Anrainern des Sees, den Burjaten, einem Mongolenstamm, dessen Hauptstadt heute Ulan Ude ist.

Er ist ein See der Superlativen, mit 1642 Metern ist er der tiefste und mit mehr als 25 Millionen Jahren der älteste Süßwassersee der Erde. Der Baikalsee ist auch der wasserreichste See der Welt. Sein Abfluss, die Angara, fließt über den Jenissei ins Polarmeer. 1996 wurde die Baikal-Region von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Er ist noch immer schwer erreichbar. Man kann zwar das Flugzeug besteigen und nach Irkutsk fliegen aber von da muss man aufs Auto umsteigen und dann aufs Boot. Eine weitere Möglichkeit ist die Transsibirische Eisenbahn. Sie wurde zwischen 1896 und 1902 gebaut, am Baikal mussten für die Trasse um das südwestliche Ende des Sees 200 Brücken und 33 Tunnel errichtet werden.

Naturschutz tut Not

Mit der Transsibirischen Eisenbahn wurde eine erste Industrialisierung möglich. Seit 1950 nahm die industrielle Nutzung von Holz Fahrt auf. 1966 kamen die ersten Papier-und Zellstofffabriken. Die Transsib bindet Irkutsk an die große West-Ost-Achse an und die Baikal-Amur-Magistrale wurde gebaut. Diese liegt am nördlichen Ufer des Baikalsees und ist eine Bahnverbindung, die von Sibirien bis nach Ost-Russland führt und meistens parallel zur Transsibirischen Eisenbahn verläuft. Am Seeufer wuchsen Städte und Industrie, die Abwässer wurden ungeklärt in den Baikalsee geleitet. Es hat sich gebessert aber es ist noch nicht gut. Immerhin wurden Schutzzonen, Naturschutzgebiete und Naturschutzparks geschaffen. Das Barguizinsky, Baikalo-Lensky-und das Baikalsky Naturschutzgebiet dürfen nicht ohne Genehmigung betreten werden. Der Pribaikalsky National Park und der Zabaikalsky National Park verfügen über touristische Zonen und sind in großen Teilen zugänglich. Trotz Millionen von Mücken, ist die Landschaft um den Baikalsee ein großartiges Wandergebiet.

Die Insel Olchon

Von Irkutsk aus gibt es, neben der "Standardoption" Listwjanka, auch die Möglichkeit die, von der Stadt etwa 300 Kilometer entfernte, Insel Olchon zu besuchen, sie ist noch nicht lange touristisch erschlossen und deshalb noch relativ ursprünglich. Es dauert etwa 6 Stunden um die Insel per Minibus und Fähre zu erreichen. Bekannt ist dort der Schamanenfelsen, daneben gibt eine Menge weiterer schamanistischer Kraftorten, die burjatischen Einwohner der Insel praktizieren eine Mischung aus Schamanismus und Buddhismus. Für die Schamanen ist Olchon das spirituelle Zentrum im Gebiet des Baikalsees.

Olchon ist die größte von insgesamt 22 Inseln im Baikalsee, 72 km lang und 10 km breit, hat sie eine Fläche von 730 km². Die Insel liegt im Zentrum des Baikalsees und ist durch das „Maloje More“ und das „Olchonskije Worota“ vom Festland getrennt. Der Berg Schima mit einer Höhe von 1.274 Meter liegt in der Nähe des tiefsten Punkt des Baikalsees (minus 1.642 m) zusammen haben diese 2 Punkte eine Höhendifferenz von fast 3.000 Meter. Die Oberfläche von Olchon ist Steppe, mit einem kleinen Waldstreifen im Nordosten, davon leitet sich der Name der Insel ab - „Olchon“ bedeutet in der Sprache der Burjaten so viel wie „kleiner Wald". Die Bevölkerung der Insel besteht aus etwa 1.700 Menschen, die meisten Einwohner wohnen in Chuchir, dem Hauptort in der Mitte der Insel, ungefähr 35 Km vom Hafen entfernt.

Der See im Graben

Der Baikalsee ist Teil eines kontinentalen Grabenbruchs, des Baikal-Graben er erweitert und vertieft sich nach wie vor um jeweils etwa 2 cm pro Jahr. Der Grund ist die Plattentektonik, die eurasische und die Amur-Platte driften auseinander, dadurch entstehen Risse in der Erdkruste. Ausgelöst wird das durch die Kollision der weit südlich vorgelagerten Indischen Platte, die wie ein Keil wirkt und die Drift bewirkt. Der Riss, in dem der See liegt, ist etwa 1.600 km lang, fast 6.000 tief aber mit Sedimenten aufgefüllt, daher ist der Baikalsee „nur“ 1.642 m tief. Thermalquellen und gelegentliche Erdbeben zeigen, dass die Erdkruste in dieser Region sehr aktiv ist.

Schamanismus am Baikal

Der Schamanismus am Baikal wird vom Volksstamm der Burjaten getragen. Der See ist für sie heilig, ihr Zentrum ist die Insel Olchon. In der Sowjetzeit durften sie ihre Kultur nicht ausleben. Jetzt blüht der burjatische Schamanismus wieder auf. Die Schamanen kommen auf die Insel um Kraft zu tanken und weil da die 13 Chatas leben, die Götter und Geister. Am Schamanenfelsen treffen sich die Urvölker Sibiriens seit 13 Jahren wieder zu der Internationalen Schamanen-Konferenz. Einmal im Jahr am Morgen kommen um die hundert Männer und Frauen, zwischen 30 und 70, fast alle aus der Gegend zum Burchan, der Kultstätte der Burjaten. Schamanismus gehört in Sibirien zum Alltag. Es ist nicht ungewöhnlich bei Problemen einen Schamanen aufzusuchen, für die in Sibirien lebenden Menschen ist das wie ein Arztbesuch.

Der Begriff „Schamane“ ist eigentlich ein tungusisches Wort, es bedeutet soviel wie „exaltiert“. Schamanen in Sibirien schauen in die Zukunft und sind Wunderheiler. Sie haben ihre eigene Weltsicht. Im Alltag erkennt man sie nicht an Äußerlichkeiten, die meisten gehen normalen Berufen nach. Viele Schamanen sind gut ausgebildet und besitzen sogar einen akademischen Grad. Jeder Schamane hat seine spezielle Begabung. Die Grundausrüstung sind ein spezielles Kostüm und Schellentrommel, dadurch kommt die mystische Kraft eines Schamanen zur Geltung.

Der Kosmos ist in drei Bereiche gegliedert - der schamanischen Vorstellungen über das Universum zufolge leben wir in einer Mittleren Welt, außer dieser gibt es noch eine Untere und eine Obere Welt. Diese drei Welten werden durch den Weltbaum verbunden, dessen Wurzeln in der Unteren Welt ihren Anfang nehmen, dessen Stamm durch die Mittlere Welt läuft und dessen Krone sich in der Oberen Welt befindet, er dient dem Schamanen dazu, von einer Welt in die andere zu reisen. Diese Welten wimmeln von guten und bösen Geistern, der Schamane stellt den Kontakt mit ihnen her. Neben der Behausung eines Schamanen steht immer einen Baum beziehungsweise einen Holzpfahl, der für den Weltbaum steht.

Irkutsk

Die Stadt wurde vor 350 Jahren als Kosakenfort gegründet, heute ist es die Gebietshauptstadt und hat 580.000 Einwohner. Obwohl Irkutsk ziemlich jung ist, gibt es einiges zu sehen. Die Holzhausarchitektur und der Jugendstil sind ein Thema. Handel war hier immer wichtig, die Stadt liegt an den Fernhandelswegen, die den europäischen Teil Russlands mit China, der Mongolei und Russisch-Fernost verbanden. Im 18.Jahrhundert entstanden erste Betriebe, Mühlen, Brauereien, Seifensiedereien und Gerbereien und das Handwerk entwickelte sich. Im 19.Jahrhundert wurde Irkutsk zu einem Zentrum der Goldverarbeitung und des Goldhandwerks im östlichen Sibirien, was die dortigen Kaufleute zu den reichsten Sibiriens werden ließ. Die Transsibirischen Eisenbahn band Irkutsk schließlich an das restliche Russland an und stärkte die Kultur- und Wirtschaftsverbindungen zum europäischen Teil des Landes. Heute ist die Stadt ein sehr lebendiger Platz mit Cafes und Biergärten, Fußgängerzone und Flusspromenade. Übrigens gibt es eine tolles ethnografisches Museum mit angeschlossener archäologischer Sammlung in der Stadt und das kulturelle Angebot ist auch gut.