Im Dom zu Köln befinden sich wertvolle Reliquien, die Köpfe der Heiligen Drei Könige. Die mutmaßlichen Schädel der Weisen aus dem Morgenland liegen dort in einem goldenen Schrein. Mutmaßlich deshalb, weil es im Mittelalter einen schwunghaften Handel mit Reliquien gab und daher die eine oder andere schon einmal gefälscht wurde. Die Heiligen Drei Könige sind zudem generell etwas strittig. Am 23.Juli 1164 soll jedenfalls Erzbischof Rainald von Dassel die Gebeine nach Köln gebracht haben. Damals wurde ihre Echtheit von niemandem angezweifelt, das ist heute anders. Für die Menschen des Mittelalters waren diese Reliquien eine Sensation, der Mensch des 21.Jahrhunderts pilgert zwar noch immer nach Köln aber er fragt nach. Zum Beispiel worauf einer der höchsten Feiertage der katholischen Kirche, das Dreikönigsfest, wirklich beruht.

Der Schrein und der Dom zu Köln

Wer waren die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland?

In der Bibel steht recht wenig über die Heiligen Drei Könige. Sie werden dort als „magoi“, Sterndeuter, beschrieben, die dem Stern von Bethlehem folgten und so im Stall von Bethlehem landeten. Erst mit der Zeit wurden sie zu den heiligen drei Königen umgedeutet. Man weiß nicht einmal ob es nun drei waren oder mehr oder weniger. Genauso unklar ist ob sie Sterndeuter, Magier oder Könige gewesen sind oder einfach mehrere Jobs hatten. Drei der vier Evangelisten verlieren kein Wort über sie. Nur bei Matthäus kommen sie vor. Aber der schreibt nicht von Königen, er schreibt von „magoi“, also Magiern, eine genaue Zahl nennt er nicht. Drei Geschenke, Gold, Weihrauch und Myrrhe sollen sie mitgebracht haben, daraus leitete der frühe christliche Gelehrte Origenes im 3.Jahrhundert ab, dass es dann auch drei Magier gewesen sein müssten. Klarer ist Matthäus bei der Sache mit dem Stern. „Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen“, berichten die „magoi“ dem König Herodes. „Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war. Dort blieb er stehen“, schreibt er.

Erst im 6. Jahrhundert bekommen die „magoi“ Namen – Caspar, Melchior und Balthasar

Caspar, Melchior und Balthasar

Matthäus erwähnt seine „magoi“ nicht mit Namen. Erst ein englischer Benediktinermönch, Beda Venerabilis, schreibt um 725 dass Melchior ein Greis mit weißem Bart gewesen sei, Balthasar ein Mann mittleren Alters mit schwarzem Vollbart und Caspar ein bartloser Jüngling. Außerdem ordnete der er diese drei Könige den damals bekannten Kontinenten Europa, Asien und Afrika zu. Die Könige stehen damit für alle Menschen der Welt – alte und junge, schwarze und weiße. Ein schöner, völkerverbindender Gedanke. Warum Drei? Nun -die Zahl Drei ist in vielen Kulturen heilig. Sie steht für die christliche Trinität, die römische Triade Juno, Jupiter und Minerva, die ägyptische Dreiheit von Horus, Isis und Osiris aber auch für die drei Welten – den Himmel, die Erde und die Unterwelt. Selbst in Märchen und Redewendungen taucht sie auf: „drei Wünsche frei haben“, „in drei Teufels Namen“ oder „aller guten Dinge sind drei“. Heute sind jedenfalls die Heiligen Drei Könige ein unverzichtbarer Bestandteil in jeder Weihnachtskrippe. Ihr Fest, der Erscheinung des Herrn am 6. Januar, auch Epiphanias genannt, wird auf der Basis einer Legende gefeiert.

Wer immer im Schrein liegt, die Pilger kommen zu den Heiligen Drei Königen

Die Pilger kommen nach Köln um die Köpfe der Heiligen Drei Könige zu sehen

Die Dreikönigswallfahrt findet noch immer jedes Jahr Ende September statt. Schließlich war es der 27. September 1322 als der Gotische Hochchor des Kölner Domes eingeweiht und der dortige Altar geweiht wurde. Die Reliquien wurden allerdings schon viel früher entdeckt. Die Heilige Helena, mit bürgerlichen Namen Flavia Iulia Helena Augusta, Mutter des römischen Kaisers Konstantin I. fand die Knochen im 326 auf einer Pilgerfahrt in Palästina. Über Konstantinopel gelangten die Knochen nach Mailand. Die Stadt und damit auch die Reliquien wurde 1162 von Kaiser Barbarossa erobert. Der Kanzler von Kaiser Rotbart, der Kölner Erzbischof Rainald von Dassel, kam so in den Besitz der Gebeine. Ob er sie vom Kaiser geschenkt bekam ist unklar. Jedenfalls ließ er die Köpfe der Heiligen Drei Könige 1164 im Triumphzug nach Köln schaffen. Dassel steigerte durch eine Menge von Zwischenstopps inklusive Messe die Bekanntheit der kostbaren Reliquien. So schaffte er es, dass Sancta Colonia, das Heilige Köln, bald nach Ankunft der Knochen zum bedeutendsten Wallfahrtsort neben Rom und Santiago de Compostela aufstieg.

Der Kölner Dom ist eine der größten gotischen Kathedralen

Der größte Dom und der schönste Schrein

Reliquien bedeuten Pilger und Pilger sorgen für eine volle Kasse. Sie waren damals ein ähnlicher Wirtschaftsfaktor, wie es heute die Touristen sind. In Köln war viel los und so konnte man sich nicht nur einen tollen Schrein sondern auch eine große Kirche leisten. Die Kölner beauftragten den berühmtesten Goldschmied der damaligen Zeit. Gemeint ist Nikolaus von Verdun und der schuf in 40 Jahren die größte aller Goldschmiedearbeiten Kölns, den Schrein in dem sich noch heute die Köpfe der Heiligen Drei Könige befinden. Statt dem alten Dom bauten sie einen neuen. Der sollte die größte Kirche auf Erden werden. So begann der Bau des heutigen Kölner Doms. Ohne die Heiligen Drei Könige würde es ihn nicht geben.

Der Altar und der Schrein im Dom zu Köln

Mittlerweile weiß man was drinnen ist

Was im Mittelalter unmöglich gewesen wäre passierte 1864. Der Schrein wurde geöffnet und man fand dort nicht nur die Köpfe der Heiligen Drei Könige sondern die fast vollständigen Skelette eines 12-jährigen Jungen und zweier etwa 30 und 50 Jahre alter Männer. Die drei Lebensalter, die auf zahllosen Darstellungen von den Heiligen Drei Königen symbolisiert worden waren, stimmten also mit dem Alter der drei Toten überein. 1979 wurden weitere Untersuchungen durchgeführt. Man untersuchte die Stoffe, mit denen die Knochen umwickelt waren. Das Ergebnis: Es handelte sich um syrischen Damast, Purpur und Seide aus dem 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr. Eine Untersuchung der Knochen hat das Domkapitel bisher abgelehnt. Man weiß daher nicht wann die Knochen mit den gefundenen Stoffresten umwickelt wurden.

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