JORDANIEN -ein Überblick

Flächenmäßig ist das kleine haschemitische Königreich, das arabisch Al-Urdunn genannt wird, mit Österreich vergleichbar, Einwohnermäßig auch. Jordanien ist allerdings viel trockener und seine Hochkulturen sind älter. Der arabische Staat in Vorderasien grenzt an Israel, Syrien, den Irak und Saudi Arabien, mit Ägypten teilt es sich, am Golf von Akaba, einen Zugang zum Roten Meer.

Das Land der Bibel – der Jordan

Moses und die Israeliten wanderten einen großen Teil ihrer 40-jährigen Strafe in der jordanischen Wüste ab. Vom Berg Nebo aus sah Moses schließlich das Gelobte Land, welches er allerdings niemals selbst betreten sollte. Der Jordan hat dem Land seinen Namen gegeben, sein hebräischer Name, „Yarden", bedeutet „der Herabsteigende". Der Fluss überwindet einen großen Höhenunterschied zwischen Ursprung und Mündung im Tote Meer. Er hat drei Quellen, die höchste nahe Hasbeiya zwischen Hermon und Libanon mit ca. 520 m über dem Meeresspiegel, die zweite Quelle befindet sich nahe den Ruinen Banias, das antike Cäsaräa-Philippi und die dritte befindet sich in der Nähe von Tell el Kady, dem antiken Dan. Nach jüdischer Überlieferung ist er die Grenze des Landes Israel zu den anderen „Völkern“ nach der sogenannten Landnahme, gemeint ist damit die Einwanderung in Kanaan, dem versprochenen Land. Auch am Jordan wurde Wasser geteilt, es war nicht Moses mit seinem Stab, es waren die Priester mit der Bundeslade auf den Schultern, deren Schritt das Wasser teilte. Am Jordan blieb das Wasser stehen, als die Priester als Träger der Bundeslade ihre Füße in das Wasser stellten und das Volk zog trockenen Fußes durch das Flussbett. Im Jordan wurde später getauft, auch Christus soll hier, von Johannes dem Täufer, die Taufe empfangen haben. Pilger besuchen diesen, für Christen heiligen Ort.

Pilgerreisen im Heiligen Land – Madaba die große Landkarte in Stein(chen)format

In der griechisch-orthodoxen Kirche des Heiligen Georg in Madaba ist eine, ehemals 100 m² große, Landkarte von Palästina erhalten geblieben. Rund zwei Millionen farbige Mosaiksteinchen zeigen das Heilige Land zur Zeit des 6.Jahrhunderts, von den phönizischen Städten Tyros und Sidon im Norden bis nach Ägypten im Süden, vom Mittelmeer im Westen bis zur Wüste im Osten. Auf Nablus, Gaza und Jericho steht man meistens drauf. Das Madaba-Mosaik ist die älteste im Original erhaltene kartografische Darstellung des sogenannten Heiligen Landes und insbesondere Jerusalems.

Der Berg Nebo und das Grab Moses ohne Moses

Der Berg gehört zum Abarim Gebirge, er ist nicht sehr hoch, gerade einmal 810 Höhenmeter aber er steigt direkt aus der Ebene auf, das macht ihn imposant und der Blick ist phantastisch. Nach den Überlieferungen des Alten Testamentes soll Moses kurz vor seinem Tod diesen Berg aufgesucht haben, denn Gott wollte ihm das gelobte Land zeigen. Durch eine Botschaft Gottes wusste er bereits, dass er auf diesem Berg auch sterben sollte. Vom Plateau des Berges erblickte er das gelobte Land Israel. Noch heute erinnert ein Grabstein daran aber in Wahrheit ist Grabstätte des Moses unbekannt. Der Blick reicht in das Jordantal, auf das Tote Meer und bis nach Israel. Bei klarer Witterung lassen sich Jericho und Jerusalem erkennen. Für Pilger ist der Nebo ein „Muss“, denn der Vatikan hat ihn in die Liste der Millenniums-Pilgerstätten aufgenommen. Die Moses-Gedächtniskirche wurde auf Fundamenten eines 1600 Jahre alten Gotteshauses errichtet, Mosaiken sowie Steine belegen Ursprung und Entwicklung der Kirche und sind liebevoll in den vielfach restaurierten und veränderten Kirchenbau integriert, der von den Franziskanern verwaltet wird.

Die alte Königsstraße

5000 Jahre gibt es sie schon, die Königsstraße "Tariq al-Muluk", auf ihr reist der Reisende weiter in Richtung Süden. Sie ist eine historische Handelsroute und führt von Nordsyrien bis zum Roten Meer. Die Mescha Stele behauptet, dass ein gewisser König Moab sie gebaut haben soll. Der Höhenweg hatte sich, laut Archäologen, vor etwa 4000 Jahren als Handelsroute etabliert. Diese hoch gelegene Karawanenstraße, die Palästina östlich umgeht, wurde zu allen Zeiten dem Weg durch das Jordantal vorgezogen. Auch der moderne Reisende, der auf der R 35 von Amman über Madaba und Kerak Richtung Petra fährt, folgt dieser historischen Handelsroute. Moses und sein Gefolge sollen, auf ihrem Weg ins Gelobte Land, ebenfalls diese Straße benützt haben. Den Israeliten wurde, laut Altem Testament, die Benutzung der Königsstraße von den Edomitern und Amoritern verweigert. In der Bibel ist auch nachzulesen, dass die Straße damals durch fruchtbares Land führte, es soll Felder, Weinberge und Brunnen gegeben haben.

Jordanien trocknet aus

Jordanien ist seit der Antike um einiges trockener geworden und der aktuelle Klimawandel, stellt das Land vor große Probleme, wenn es um das Wasser geht. Der Klimawandel verursacht in Jordanien bis zum Ende dieses Jahrhunderts rund 30 Prozent weniger Niederschlag und verringert auch den Einstrom von Wasser über den Jordan und andere Flüsse. Ein Ende des Konflikts in Syrien könnte das Land sogar zusätzlich austrocknen. Denn wird in Syrien wieder mehr Landwirtschaft betrieben, bleibt weniger Flusswasser für Jordanien. Das sind keine rosigen Aussichten. Jordanien ist eines der wasserärmsten Länder der Welt. Rund 80 Prozent seiner Fläche sind Wüste und das aride Klima führt dazu, dass es zwischen Mai bis September im gesamten Land praktisch nicht regnet. Was den Touristen freut, ist für die Jordanier ein Problem, um die neun Millionen Einwohner mit Trinkwasser oder Wasser für die Landwirtschaft zu versorgen, reichen die wenigen Grundwasserreserven Jordaniens nicht aus. Das Land ist darauf angewiesen, zusätzliches Wasser aus dem Jordan und dem Jarmuk entnehmen zu können. Allerdings gibt es da die Nachbarn, die ebenfalls Wasser brauchen, und Jordanien liegt wassertechnisch ungünstig am Unterlauf dieser Flüsse, daher zieht es meist den Kürzeren. Denn das Wasser, das oben abgezweigt wird, kommt naturgemäß unten nicht mehr an.

Petra – die Stadt der Nabatäer

Der Ort ist der größte Touristenmagnet des Landes. Besucht man Jordanien, dann kommt man nach Petra. Seit 1985 ist Petra UNESCO-Weltkulturerbe und seit 2007 gehört es, laut jordanischen Fremdenverkehrsbüro, auch zu den aktuellen Sieben Weltwundern. Östlich der Aravasenke, auf halbem Weg zwischen dem Golf von Akaba und dem Toten Meer gelegen, befindet sich Petra auf einer Höhe zwischen 800m und 1350 m in einem weiten Talkessel im Bergland von Edom. Strategisch ist die Lage genial oder war es einmal – die Stadt aus Buntsandstein lag am Kreuzungspunkt mehrerer Karawanenwege, die Ägypten mit Syrien und Südarabien mit dem Mittelmeer verbanden. Sie war vom 5. Jahrhundert vC bis zum 3. Jahrhundert nC. ein bedeutender Handelsplatz, unter anderem für Weihrauch - Petra kontrollierte damals einen wichtigen Knotenpunkt der Weihrauchstraße. Diese alte Handelsroute führte vom Jemen aus an der Westküste Arabiens entlang und teilte sich bei Petra in einen nordwestlichen Zweig, der nach Gaza und in einen nordöstlichen, der nach Damaskus führte. Weihrauch brachte damals viel Geld ein, in Südarabien sind damit große Reiche finanziert worden. Heute bringt Petra wieder gutes Geld, denn der Eintritt ist nicht ganz billig und jeder will Petra sehen, der Tourismus ersetzt die Einnahmen aus dem antiken Weihrauhandel vielleicht nicht zur Gänze aber der Staat freut sich und die Menschen, die rund um Petra leben, auch.

Das Wadi Rum und Lawrence von Arabien

Es ist das größte Wadi Jordaniens und besteht aus Sandstein und Granit. Als Schutzgebiet mit einer Fläche von 740 km² wurde es 2011 in die Liste der UNESCO aufgenommen. T.E.Lawrence hat geschrieben: „das Abendrot hüllt die gewaltigen Felsen und Schluchten in ein purpurnes Feuer“. Er hat nicht übertrieben, Wind und Wetter haben eindrucksvolle, bis zu 1.750m hohe, Felsformationen geschaffen, die von ihm als „weitläufig, einsam und gottähnlich“ beschrieben wurden und es irgendwie auch sind. Wadi Rum wird auch als „Tal des Mondes“ beschrieben. Hier schlugen Prinz Faisal Bin Hussein und T. E. Lawrence während des Araberaufstands gegen die Türken im Ersten Weltkrieg ihr Hauptquartier auf. Wer das Wadi Rum besucht, sollte das passende Buch dazu lesen. Die „sieben Säulen der Weisheit“ ist ein 1926 erschienener autobiografischer Kriegsbericht des Briten T. E. Lawrence, bekannt geworden als „Lawrence von Arabien“. Hier beschreibt er den von ihm organisierten arabischen Aufstand gegen das Osmanische Reich in den Jahren 1917/1918. Der Titel stammt aus dem Alten Testament und bezieht sich auf einen Spruch Salomos. Verfilmt wurde das Buch auch, Peter O’Toole spielt in „Lawrence von Arabien“, den Briten, der mit den Beduinen gegen die Osmanen kämpfte.

Die Griechen und die Römer sollte man nicht ganz vergessen

Die Griechen brachten die Architektur der Antike nach Jordanien. Zehn Städte sollen es gewesen sein, vielleicht auch mehr, die im 1. Jahrhundert v. Chr. zu Vertretern griechischer Kultur im Vorderen Orient wurden. Die Bewohner der städtischen Gemeinden bezeichneten sich selbst als „Griechen“ und beriefen sich auf die makedonischen Eroberer unter Alexander dem Großen und seinen Nachfolgern als „Stammväter“. In der Bibel kommen diese „griechischen Städte“ nicht gut weg, sie sind der Inbegriff des Heidentums. Für Rom war Jordanien eine wichtige Provinz, nach der römischen Eroberung des Nabatäerreiches mit der Hauptstadt Petra errichtete Kaiser Trajan im Jahr 106 die Provinz Arabia Petraea. In der Spätantike diente das Gebiet östlich des Jordans dem Römischen Reich als Pufferzone gegen die Angriffe von Beduinen. Gerasa ist nicht die einzige aber sicher die beeindruckendste Ruinenstadt der Antike.

Und da waren auch noch die Kreuzritter - Kreuzritterburgen in Jordanien

Gebaut um die Bewohner der Städte zu schützen und die eroberten Gebiete zu verteidigen, sind einige dieser mittlerweile fast 1000 Jahre alten Festungen erhalten und erinnern an die Zeit der Kreuzzüge. Charakteristisch für Kreuzfahrerburgen ist die so genannte „Kreuzfahrerarchitektur“, eine Mischung aus europäischem, byzantinischem, armenischem und arabischem Stil. Die Festungen befinden sich an der sogenannten „Königsstraße“, Kerak ist wohl die bekannteste dieser Burgen.

Aufgrund Keraks strategisch günstigen Lage inmitten fruchtbarer Hügel siedelten hier bereits im 9. Jahrhundert vC die Moabiter, gefolgt von Assyrern, Nabatäern, Römern, Byzantinern und Arabern. In der Bibel wird Kerak unter der Bezeichnung Kir bzw. Kir-Moab erwähnt. Im 12. Jahrhundert waren die Festung eine Basis der Kreuzfahrer im damaligen Königreich Jerusalem.

Jordanien - freundliche Reiseführer und "römische Legionäre"

Fazit

Jordanien ist ein Land mit über 10.000 Jahren Geschichte, die letzten 3000 Jahre sind gut in Stein dokumentiert. Kulturell hat das Land sehr viel zu bieten und auch die Landschaft muss sich nicht verstecken. Für Pilger ist Jordanien ein Teil ihrer Reise durch das „Heilige Land“, inklusive Moses Ausblick auf Kanaan und dem Ort der Taufe Christi im Jordan. Für Wüstenfüchse ist das Wadi Rum der perfekte Tummelplatz. Die Menschen sind gastfreundlich, die Hotellerie gut und es gibt eine Unmenge an Restaurants und Cafes in denen türkischer Kaffee und Wasserpfeife serviert wird.

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