Das Land ist nach Shrimps benannt. Es waren portugiesischen Seefahrer, die als erste Europäer die Region erreichten, sie gaben dem heutigen Fluss Wouri den Namen Río dos Camarões, weil sie dort Garnelen vorfanden. Kamerun liegt eingebettet zwischen Nigeria, den Tschad, die Zentralafrikanische Republik, die Republik Kongo, Gabun, Äquatorialguinea und den Atlantischen Ozean. Die größten Städte sind die Hauptstadt Yaoundé und die Hafenstadt Douala. Das Besondere an dem Land sind die noch intakten Königreiche und damit verbunden, die traditionellen Stammesstrukturen.

Die „Könige“ sind zwar keine Könige im europäischen Sinn, sie sind eher Clanchefs aber in ihren Dörfern herrschen sie absolut. Wenn das Dorf Glück hat, dann hat es einen guten König, wenn es Pech hat, dann hat es einen der sich wenig kümmert, entsprechend sind die Lebensverhältnisse im Dorf.

Afrika en Miniature

Kamerun ist auch „Afrika en Miniature“, alle Landschaften des Kontinents kommen in dem, für Afrika relativ kleinen Land vor. Meer und Küste rund um Doula, Gebirge, tropischer Regenwald, Savanne und im äußersten Norden Wüste. Das Landesinnere besteht vorwiegend aus flachen Plateaus, die sich nach Norden bis zum Adamaua-Hochland und dem Mandara-Gebirge erheben, um dann allmählich zur Niederung des Tschadsees im äußersten Norden abzufallen, an dem Kamerun einen kleinen Anteil hat. Der Westen und Nordwesten Kameruns ist entlang der Kamerunlinie vulkanisch geprägt, die höchste Erhebung des vulkanischen Gebirges ist der Kamerunberg mit 4095m Höhe, ein aktiver Vulkan und die höchste Erhebung Westafrikas. Das Vulkanfeld Oku liegt im Bamenda-Hochland, in dem die höchsten Gebirgsregenwälder Westafrikas liegen. Die drei heiligen Berge, der Bakossi, der Manengouba und der Kupe sind ebenfalls Teil des Kamerunmassivs.

Königreiche in Kamerun

Etwa 150 Königreiche gibt es in Kamerun. Diese befinden sich im Bergland im Westen, dieses liegt günstig und war bereits in vorkolonialer Zeit dicht besiedelt. Dadurch dürfte sich früh eine stratifizierte Gesellschaft gebildet haben und das führte schließlich zur Gründung einer Reihe von kleinen Königreichen, die heute noch existieren, wie zum Beispiel jene der Bamun und Bamileke. Der König wird in Kamerun Fon genannt, manche sind sehr volksnah, alle haben einen großen Harem. Touristen sind durchaus gern gesehene Gäste, es ist üblich ein Geschenk mitzubringen, wenn man einen König in Kamerun besucht.

Das Königreich Bafut

Bafut liegt 20 Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Bamenda in der Nordwestprovinz. Mit 120.000 Einwohnern und 61 Gemeinden ist es ein großes, bedeutendes Reich. König Abumby II., ist Herrscher von Bafut, als Fon kam er 1968 an die Macht. Damals war er fast noch ein Kind, gerade 15 Jahre alt. Heute ist er 67 Jahre und ein erfahrener Regent. Das Wort Fon bedeutet so viel wie Häuptling oder König. Ein Fon wird auf Lebenszeit ernannt. Der Palast von Bafut hat mehr als 400 Jahre Tradition. Bis heute ist er ein Zentrum religiöser Riten und traditioneller Zeremonien. König Abumby II. ist der elfte Herrscher in seiner Linie. Er hat einen ziemlich großen Palast. Der Königspalast besteht aus mehr als 50 Gebäude, die alle um das zentrale Achum-Heiligtum gruppiert sind. Dieses kann nur vom Fon, den Königinnen und dem königlichen Gericht betreten werden. Der Palast ist das spirituelle Herz der Stadt und beherbergt einige wichtige Fetische und Zauberfiguren. Die Menschen von Bafut sind Animisten und sie haben ihren „Zauberer“, der im Wesentlichen die Funktion eines Schamanen erfüllt.

Das Königreich Mum

Die Gründer von Bamum, wie das Königreich Mum auch genannt wird, kommen aus dem Grasland. Das im 14.Jahrhundert gegründete Reich wurde von den Bamum errichtet, einem Semibantu-Volk aus dem Hochland Westkameruns. Die Bamum, ebenso wie mehrere andere Kameruner Hochlandvölker, stammen ursprünglich von den Tikar aus dem Kameruner Grasland ab. Auch das Reich Mum wurde von Einwanderern, die mit der Tikar-Königsdynastie der Nsaw verwandt waren, gegründet. Der erste Fon und Gründer war Nchare, ein Eroberer der angeblich 18 andere Fons besiegte und anschließend die Hauptstadt Foumban gründete. Mum besitzt noch immer einen Fon der die Tradition pflegt und durchaus über politischen Einfluss verfügt. Die Könige in Kamerun arbeiten meist eng mit den Lokalpolitikern zusammen und auch wenn sie der Zentralregierung unterstellt sind haben sie eigenständige Verwaltungsaufgaben und üben einen Teil der traditionellen Rechtsprechung aus und sie sind die Hüter der Traditionen.

Tradition und Religion

In Kamerun steht Animismus und Ahnenglaube noch immer hoch im Kurs und wird oft in Verbindung mit Christentum oder Islam praktiziert. Der Mensch wächst quasi in seine Religiosität hinein. In den traditionellen afrikanischen Religionen versteht sich das Individuum ausschließlich in Verbindung mit seiner ethnischen Gruppe und mit den Ahnen. Bereits als Kind wird der Mensch rituell in die Gesellschaft eingebunden, er wird so in die Geheimnisse der Gruppe eingeweiht und in eine persönliche Beziehung zu den Ahnen eingegliedert. Der Respekt gegenüber den Älteren und die Harmonie der Gruppe sind grundsätzliche Pflichten.

Gott ist immer jenseits des persönlichen Erfahrungsbereiches, die Ahnen sind die Vermittler zwischen Göttern und Menschen. Angesehene verstorbene Menschen werden zu Ahnen, wobei sie äußerlich ihre Erscheinung als Menschen behalten. So sind sie den Lebenden nahe und sorgen für deren Wohl. Riten und Symbole spielen in allen traditionellen afrikanischen Religionen eine zentrale Rolle. Riten beleben und schützen, sie machen den Alltag lebbar. Initiationsriten sind wichtig, sie markieren das Erreichen einer neuen Lebensphase und damit eines neuen sozialen Status. Sie können durchaus schmerzhafte Erfahrungen sein. Der soziale Stand, das Alter, Geschlecht, der Ehestand und die Berufsgruppe bestimmen die Gruppe in der sich ein Mensch befindet. Jede Gruppe hat ihre Regeln und Tabus, die Verletzungen solcher Tabus ziehen drakonische Strafen nach sich.

Masken und Symbole

Die Riten finden ihre eigentliche Entfaltung in Symbolen. Während einer religiösen Zeremonie lassen Symbole eine unlösbare Einheit zwischen dem Menschen und dem Jenseits entstehen. Maskenträger verkörpern den Geist, dessen Abbild die Maske darstellt; ein Tanz, der die Sonne herbeibeschwört, lässt die Energie der Sonne gegenwärtig, erlebbar, spürbar werden. Entscheidend ist, dass der Mensch zur kosmischen Mitte der symbolischen Darstellung wird. Er lebt das Symbol und lässt die Kraft und Macht des Symbolisierten lebendig werden.

Fazit

In Kamerun kann man nicht nur ganz Afrika in einem Land sehen, man lernt auch Könige kennen und erlebt eine sehr traditionelle afrikanische Kultur in all ihren Facetten, Maskentänze und Zauberer inklusive. Eine Reise durch dieses „Afrika en Miniature“ ist nicht ganz abenteuerfrei aber das Erlebnis macht das wieder wett.

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