KAMPANIEN

Kampanien ist mit seinen 13.595 km² etwas größer als das österreichische Bundesland Tirol aber mit fast 6 Millionen Einwohnern erheblich dichter besiedelt. In dieser italienischen Region konzentriert sich eine Menge an Kunst und Kultur, vieles davon ausgezeichnet als UNESCO Kulturerbe. Neapel, die Amalfitana, die antiken Stätten von Pompeji und Herculaneum, Paestum, sie alle haben das Label „Kulturerbe der Menschheit“ in den 90er Jahren des 20.Jahrhunderts verliehen bekommen. Capri und Ischia zählen zu den schönsten Inseln Italiens. Meistens scheint die Sonne und das Essen ist gut, kein Wunder, dass Kampanien bereits seit der römischen Antike eine beliebte Ferienregion ist, wie die Überreste römischer Villen belegen.

Goethe in der Campagna

Das ist der Titel eines berühmten Gemäldes, es zeigt den Dichter in Reisemontur, den der Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, auf dessen Italienreise 1786/87 porträtierte. Goethe und Tischbein waren Freunde, auf seiner Italienreise wohnte Goethe während seines Aufenthalts in Rom in Tischbeins Wohnung. Die „Italienische Reise“ basiert auf den Tagebüchern, die Goethe während seiner Italienreise zwischen September 1786 und Mai 1788 schrieb. Zwischen 18.und 19.Jahrhundert waren Bildungsreisen „in“, Goethe war nicht der einzige Reisende, der Kampanien besuchte aber er hat die beste Geschichte darüber geschrieben.

Damals reiste man noch mit der Postkutsche - Goethe begann seine Italienreise 1786 er reiste von Karlsbad über Eger, Regensburg, München, Mittenwald, Scharnitz, Seefeld, Zirl, Innsbruck und den Brenner, Bozen, Trient zum Gardasee. In Malcesine findet man noch heute ein Denkmal, das an seine Anwesenheit erinnert. Vom Gardasee ging es weiter nach Verona, Vicenza, Padua, Venedig, Ferrara, Cento, Bologna, Loiano, Perugia, Terni und Città Castellana bis nach Rom, wo er vier Monate blieb. Anschließend fuhr er, zusammen mit seinem Freund, dem Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, über Velletri und Fondi nach Neapel. Dort blieb er fast fünf Wochen lang, unternahm zwei Exkursionen auf den gerade aktiven Vesuv und besichtigte Pompeji, Caserta, Capua, Herkulaneum und Paestum. Dann segelte er mit dem Schiff nach Sizilien, wo er Palermo, Alcamo, Castelvetrano, Sciacca, Girgenti, Caltanissetta, Catania, Taormina und Messina besuchte. Sein Rückweg führte ihn, via Neapel, zurück nach Rom, wo er noch fast ein Jahr lang blieb, bevor er die Heimreise nach Weimar antrat. Ab 1813 verarbeitete er seine Tagbücher in die „Italienische Reise“, ein zweiteiliges Werk, das viele nach ihm inspirieren sollte, ebenfalls nach Kampanien zu reisen.

„Glückliches Kampanien“

So nannten die Römer diesen Landstrich - Kampanien gehört zum Mezzogiorno, also den südlichen Regionen Italiens und erstreckt sich an der tyrrhenischen Küste von der Mündung des Garigliano bis zum Golf von Policastro. Glücklich ist es aufgrund des milden Klimas, seiner landschaftlichen Schönheit, dem reichen historischen und kulturellen Erbe und der ausgezeichneten Gastronomie.

Eine Reise durch Kampanien ist immer mit Blick auf das Meer, die über 400 Km Küste sind wunderschön, intensive Farben, kleine Badebuchten, Steilküsten an denen die einzelnen Orte wie Schwalbennester kleben und die Inseln Capri, Ischia und Procida, jede faszinierend auf ihre Art. Die üppige mediterrane Vegetation verleiht der Küste einen zusätzlichen Reiz. Die reiche Pflanzenwelt entstand aufgrund des Vulkans, der Vesuv verdient selbstverständlich auch eine Erwähnung. Düster und rätselhaft, geliebt wegen seiner Schönheit und gefürchtet wegen seiner Urgewalt. Und dann das in aller Welt für seine lebensfrohe, leidenschaftliche Musik berühmte Neapel, eine Musik, in der sich genau wie in der Stadt künstlerische und volkstümliche, heilige und profane, fröhliche und melancholische Aspekte mischen.

Auf einem Tuffsteinplateau über dem Meer thront Sorrent. Hier wohnen die meisten Touristen, die Kampanien kennen lernen wollen. In diesem Stück Paradies wechseln sich zerklüftete, unzugängliche Küstenabschnitte mit kleinen versteckten Stränden ab, die diese einzigartige Landschaft beleben. Dieses Paradies ist „manmade“, der Mensch hat sich hier einen wunderschönen Platz zum Leben geschaffen. Die einst unzugänglichen Gegenden bestehen heute aus vielen, zum Meer abfallenden Terrassen, auf denen Zitrusfrüchte, Oliven und Wein angebaut werden. Aus diesen Gärten verbreitet sich ein betörender Duft von Orangen, Zitronen und Orangenblüten.

Wer Kultur sucht wird bei einem Besuch in Paestum, Pompeji, Herculaneum und Torre Annunziata fündig oder in der Villa des Tiberius auf Capri und auch in den Sälen des Nationalmuseums in Capri, wo die „mobilen“ Funde der Antike ausgestellt sind.

Verhungern kann man in Kampanien nicht

Die Küche Kampaniens ist, so wie das Land, heiter und sonnig und für viele Spezialitäten bekannt. Die Paradeiser sollen die besten von ganz Italien sein und sie sind in vielen Speisen zu finden. Keine Pizza Napoletana oder Calzone ohne diesen süßen, tiefroten Paradeiser. Die Pizza Margherita in den Farben der italienischen Trikolore, erfunden von einem neapolitanischen Pizzabäcker zu Ehren der Königin Margherita von Savoyen ist so etwas wie ein kulinarisches Kulturerbe. Neapel behauptet auch die Heimat der Spaghetti zu sein. Das ist zwar nicht ganz korrekt aber sie werden hier mit verschiedenen schmackhaften Saucen serviert, wobei es vor allem auf die richtige Garzeit ankommt – und hier sind die Neapolitaner wahre Meister. Ein weiteres kulinarisches Aushängeschild der Region ist der berühmten Büffelmozzarella, hergestellt in der Gegend von Paestum, Mondragone, Battipaglia, Capua und Eboli. Wer es lieber süß mag, der Mürbteigkuchen mit Ricotta, die Pastiera Napoletana, schmeckt ausgezeichnet aber auch die Topfentaschen, die Sfogliatelle di Ricotta und die Limonentorten sind einen Versuch wert. Der Limoncello aus Sorrent und die kampanischen Weine, von Taurasi und Aglianico über Greco di Tufo und Asprino d’Aversa bis hin zu Lacrima Cristi, Fiano und Solopaca passen eigentlich überall dazu und italienischen Espresso gibt es ebenfalls, ebenso wie die netten kleinen Lokale, wo man sitzen und genießen kann.

Kampanien soll man genießen

Es gibt viel zu sehen, die 5 UNESCO Stätten sind quasi „Pflichtprogramm“ und auch Capri oder Ischia sollte man einen Besuch abstatten. Trotzdem sollte man sich Zeit nehmen um das Flair Kampaniens zu genießen. Im Mezzogiorno ist Hektik verpönt und das kreative Chaos ein Teil des Alltags, auf das muss man sich einlassen. Dann wird man mit unvergesslichen Eindrücken belohnt und zwar auf allen Sinnesebenen.

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