Katalonien – autonom und aufmüpfig

Katalonien, das sind die Provinzen Barcelona, Girona, Lleida und Tarragona. Am Meer besitzt die Region zwei bekannte Küstenabschnitte, die Costa Brava im Nordosten mit ihren Felsbuchten und weiter südwestlich, die Costa Daurada, die mehrheitlich aus Sandstränden besteht. An der Grenze zu Frankreich erstrecken sich die Pyrenäen mit ihren vielen Nationalparks. Kultur findet sich überall, Katalonien liegt an den beiden Jakobswegen, die Romanik kam über diese Routen ins Land. Wirtschaftlich ist es nicht nur die stärkste Region in ganz Spanien, auch in Europa nimmt Katalonien eine Führungsrolle ein. Zusammen mit den Regionen der Lombardei in Norditalien, Baden-Württemberg in Deutschland und Rhône-Alpes in Frankreich gehört Katalonien zu den vier potentesten Wirtschaftsräumen der Europäischen Union. Das alles mag dazu beitragen, dass sich die Katalanen wenig sagen lassen, von der Zentralregierung in Madrid. Ginge es nach ihnen, dann wäre Katalonien nicht nur autonome Region, es wäre ein nationaler Zwergstaat in Europa.

Die katalanische Romanik

Katalonien lag außerhalb des Einflussbereiches der motzarabischen Kunst, die Mauren, die in Südspanien das Reich Al-Andalus gegründet hatten, konnten nicht in die wilde Landschaft der Pyrenäen vordringen. Das katalanische Reich pflegte stattdessen enge Beziehungen zu Frankreich und Italien. Daher entwickelte sich hier ab dem 11. Jahrhundert eine Architektur, welche an die lombardische Tradition anknüpfte und bis ins 13.Jahrhunder äußerst lebendig war, wie viele Kirchen, Klöster, Brücken, Stadtmauern und Häuser noch heute bezeugen. Infrastrukturell war die Region gut erschlossen, der Jakobsweg, der durch Katalonien „zweispurig“ verläuft, war nicht nur Pilgerweg sondern auch Handelsroute und Militärstraße.

Der Camino Catalan

Der katalanische Jakobsweg verläuft in weiten Teilen entlang der alten Römerstraßen Via Augusta und Via Domitia. Er beginnt in Frankreich, und zwar in Perpignan als Abzweig der Via Tolosana und überquert am Coll de Perthus, den niedrigsten Pass der Pyrenäen. Über La Jonquera führt der Pilgerweg in einigem Abstand zur Küste über Sant Pere de Rodes weiter nach Barcelona und mit einem Abstecher nach Montserrat bis Tarragona.

Sant Pere de Rodes

Eine der schönsten Stationen am katalanischen Jakobsweg ist ein Benediktinerkloster, es liegt in der katalanischen Provinz Girona, im heutigen Naturpark Cap de Creus. Im 9.Jahrhundert gegründet, thront es hoch am Berg mit einem atemberaubenden Blick auf die Küste. Nach einer Legende flohen im 6. Jahrhundert Mönche aufgrund der Germanen von Rom an die katalanische Küste, im Gepäck hatten sie Reliquien des Hl. Petrus. Die Dimensionen des Klosters sind beeindruckend aber das Refektorium verrät, dass wohl nie mehr als 20 Mönche hier gelebt haben.

Salvador Dali in Figueras

Salvador Dali 1904 im Zeichen des Stier in Figueres geboren, war Sohn eines Notars und angeblich ein aufmüpfiges Kind, das durch Wutanfälle gegen Eltern und Klassenkameraden auffiel und daher eher gemieden wurde. Salvador Dalí zählt zu den vielseitigsten, produktivsten und wohl auch bekanntesten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Er ist einer der wichtigsten Vertreter des Surrealismus der nicht nur Maler sondern auch Bildhauer, Grafiker und Filmemacher war. In Figueres, im extravaganten Dali-Museum, ist ein Querschnitt seiner vielseitigen Kunst zu bewundern. In Cadaques, an der Costa Brava, verbrachte Dali seine glücklichsten Stunden. Das ehemalige Fischerdorf ist noch immer ein guter Platz zum Verweilen und Genießen.

Girona – die Stadt am Onyar

Es sind alte Fundamente auf denen die 75.000 Einwohner Stadt steht. Iberer, Römer, Westgoten, sie alle waren hier und haben ihre Spuren hinterlassen. Karl der Große eroberte Girona von den Mauren zurück und machte es zu einer der vierzehn ursprünglichen Grafschaften Kataloniens. Die Stadt hat ihren mittelalterlichen Charakter bewahrt. Die Fans der Serie „Game of Thrones“ haben sie virtuell bereist, einiger Szenen aus der 6. Staffel der Erfolgsserie Game of Thrones wurden in Girona gedreht.

Barcelona – die große Metropole

Die historische Hauptstadt Kataloniens und die zweitgrößte Stadt Spaniens, wird geprägt durch ihre Kunst- und Kulturszene, die Gastronomie und ihre Architektur die einen weiten Bogen, von den Römern über Romanik und Gotik, bis in die Moderne spannt. Der bekannteste Architekt ist wohl Antonio Gaudi, verantwortlich für die „Erweiterung“ im Stil des Modernismo. Im Barrio Gotico, dem Wohnzimmer der Stadt, laden 1001 Lokal zum Genießen ein, die katalanische Küche ist ausgezeichnet.

Tarragona – die römische Stadt

Spanien und auch Katalonien, damals Iberien, war in römischer Zeit reich, es war Kornkammer und Rohstofflieferant. Viele römische Städte, Villen, Straßen und Aquädukte wurden gebaut. Wenig ist erhalten geblieben. Neben Merida ist Tarragona die beste Adresse auf römischen Spuren zu wandeln. Es liegt an der Costa Dorada, das Archäologische Ensemble Tárraco wurde von der UNESCO zum Welterbe erklärt.

Die Zisterzienser in Katalonien

Die Zisterzienser sind „die“ Bewegung des 12. Jahrhunderts. Unter dem Einfluss des heiligen Bernhard, der am 18. Mai 1113 die Gelübde ablegt, wurden ausgehend von Frankreich eine ganze Serie von Klöstern gegründet. Ihre Aufgabe war die Urbarmachung und Verwaltung von Ländereien. Im Hinterland von Tarragona gibt es die „Zisterzienserroute“, ein Weg, der die bedeutendsten Klöster dieses Ordens auf katalanischen Boden, miteinander verbindet. Das Reial Monestir de Santes Creus und das Monestir de Santa Maria de Poblet sind die bekanntesten. Die Familie Montcada, damals eine der einflussreichsten Adelsfamilien Kataloniens, machte im Jahr 1150 eine großzügige Schenkung an das Kloster Grandselve bei Toulouse, dieses sendet als „Dankeschön“  Mönche nach Katalonien.

Das Aran Tal – Sonderstatus vom Sonderstatus

Das Val d’Aran ist eines der schönsten Gebiete Kataloniens mit Bergen, traditionellen Bergdörfern, Almen und romanischen Kirchen. Es ist ein Tal im Herzen der spanischen Pyrenäen an der Grenze zu Frankreich. Mit der französischen Gascogne ist das Tal nicht nur geografisch, sondern auch kulturell, sprachlich und wirtschaftlich verbunden. Es bildet eine sogenannte „Comarca“ mit Sonderstatus innerhalb der spanischen Autonomen Region Katalonien. Neben der tollen Landschaft sind es die romanischen Kirchen, die viele Besucher anziehen. Der Kirchenzehnt wurde früher nicht abgeführt, sondern verblieb im Tal, deswegen gibt es hier so viele reich ausgestattete Gotteshäuser.

Fazit – Katalonien ist eine Reise wert

 

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