Blaudruck – ein „Druck“ der eigentlich kein Druck ist

Die Technik kommt ursprünglich aus Asien. In Indien sagt man Blockprint dazu, der Begriff bezieht sich auf die Druckstöcke aus Holz oder Metall. Im Mittelalter hat der Blaudruck seinen Weg nach Europa gefunden, die Stoffe wurden entsprechend als „Indiennes“ bezeichnet. Im Mühlviertel bevorzugte man Blau mit dezenten Mustern in Weiß. Die Blaudrucker waren damals in einer eigenen Zunft organisiert, da sie die einzigen Färber waren, die neben dem Färben, auch die Technik des Druckens beherrschen mussten. In Österreich existierten um 1832 im Mühlviertel 17 Färberbetriebe, von denen einige die Technik des Blaudruckens praktizierten, heute sind es nur noch zwei Betriebe.

Landesausstellung 2013 Blaudruckdirndl / OÖ. Tourismus/Röbl

Die Bezeichnung „Blaudruck“ ist eigentlich nicht richtig, denn es handelt sich nicht um einen „Druck“, es ist ein Färbeprozess, das „Blaufärben“, dem ein Reservedruck vorausgeht.

Wer hat den Blaudruck erfunden?

Genau weiß man das nicht. Angeblich soll im 17.Jahrhundert ein Blaufärber aus der Lausitz in Sachsen auf die Idee gekommen sein, die Muster, die vom Chinaporzellan bekannt waren, auf Stoff zu bringen. Er kombinierte die Technik des Reservedrucks mit der Technik der Indigofärbung, der sogenannte Blaudruck war geboren. Die Idee kann aber auch aus Indien, China oder Japan gekommen sein oder aus Afrika, in all diesen Ländern ist der Blaudruck bekannt.

Vom Flachs zum Leinen zur Baumwolle

Im Mühlviertel wurde früher viel Leinen produziert. Die Naturfaser wird aus den Stängeln der Flachspflanze gewonnen und zählt zu den Bastfasern. Geerntet wird der Flachs bei der „Gelbreife“, die Leinpflanze wird „gerauft“, also aus dem Boden ausgerissen, da beim Mähen die Fasern zerstört würden. Der Flachs ist eine sehr alte Kulturpflanze, die bereits vor 8.000 Jahren im Zwischenstromland und in Ägypten angebaut und genutzt wurde. Im Mühlviertel wird er seit dem 13.Jahrhundert angepflanzt, einen ersten Höhepunkt hatte die Leinenproduktion europaweit aber erst ab dem 16.Jahrhundert. Im ausgehenden 19.Jahrhundert wurden die Leinenstoffe dann von der Baumwolle verdrängt.

Leinen im Mühlviertel

Der Flachs aus dem Mühlviertel hat eine gute Qualität. Die kalten Nächte verhindern, dass die Pflanze schnell wächst. Dadurch werden die Fasern besonders stark und das daraus gewonnene Leinen sehr strapazierfähig. Das im Mühlviertel gewonnene Leinen wurde in der ganzen Monarchie verkauft. Um die Stoffe besser, also teurer verkaufen zu können, begann man das Leinen mit Indigo blau zu färben.

Reservedruck, was ist denn das?

Man braucht einen Druckstock und den „Papp“. Das ist ein Abdeckmittel, das Rezept ist ein Geheimnis, jede Blaudruckwerkstatt hat es als „Färbergeheimnis“ streng gehütet. Bestandteile des „Papp“ sind „Gummi Arabicum“, also Harz der Akazie, Kaolin, Grünspan, Talg… Der Indigo kann dort, wo der Papp aufgedruckt wird, nicht in den Stoff eindringen. Nach dem Färben wird der Papp mit verdünnter Schwefelsäure und viel Wasser ausgespült, die Naturfarbe des Leinen kommt als weißes Muster zum Vorschein.

Dem Blaudruck auf der Spur

Eine Option, das Färbermuseum Gutau ist in einem historischen Färberhaus untergebracht, in dem bis 1968 gearbeitet wurde, die andere Option ist die Blaudruckerei Wagner. Generelle Informationen zum Thema Weben, Leinen oder Textil im Allgemeinen findet man in Haslach. Das Textile Zentrum ist in der ehemaligen Weberei der Familie Vonwiller untergebracht.

Im Mühlviertel wird wieder gewebt

Die Weber waren traditionell immer Männer. Die Frauen verspannen über den Winter den Flachs zu Garn und dann verwebten die Männer das Garn zu Leinen. Seit den 70er Jahren des 20.Jahrhunderts geht es mit der Weberei wieder bergauf. In Ulrichsberg klappern die Webstühle von Leitner Leinen, in Helfenberg gibt es zwei Betriebe, in Traberg produziert die Naturfabrik Ahorn Leinen und auch in Oepping wird wieder Flachs zu Leinen verarbeitet. In Haslach gibt es neben dem Textilmuseum die Webfabrik, die vor allem für Großkunden produziert.

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