Jakobswege gibt es viele,

Ganz Europa ist von einem Netz von Jakobswegen überzogen. Der „Camino de Santiago“ war über Jahrhunderte einer der populärsten Pilgerwege – von Kaunas in Litauen bis zum „Ende der Welt“, dem Kap Finisterre in Spanien. Seit über 1000 Jahren wandern Pilger zum Grab des Apostels Jakobus in der spanischen Stadt Santiago de Compostela. Das „Pilgern“, abgeleitet vom lateinische Verb ‚peregre‘ – „über den eigenen Acker hinaus gehen“ ist eine Metapher für den Lebensweg.

Am Jakobsweg geht man von Osten, da wo Sonnenaufgang und Geburt verortet sind, in den Westen, in den Sonnenuntergang und den Tod, der mit der Hoffnung auf Auferstehung verbunden ist. Der Weg endet am Atlantik, das Kap Finisterre ist einerseits der Ort, wo die Ewigkeit beginnt, anderseits der Punkt wo der Pilger umkehrt und in ein neues Leben geht. Die Zeit nach der Pilgerschaft ist ein neuer Lebensabschnitt.

Die im Boden eingelassene Jakobsmuschel weist den Pilgern den Weg

Auch Österreich hat „seinen“ Jakobsweg

Beim Pilgern ist der Weg das Ziel, es hilft den Kopf „auszulüften“, sich „neu zu erden“, man ergeht sich, Schritt für Schritt den Weg zur eignen Mitte. Das motiviert auch den modernen Menschen sich auf eine spirituelle Reise zu begeben.

der Weg ist das Ziel erst, wenn das Ziel zum Weg wurde

Marco Zanetti

Der Jakobsweg zieht sich quer durch Österreich. Dieser Abschnitt mag nicht so bekannt sein, wie der „Camino Frances“, der durch Frankreich und Spanien, bis Santiago de Compostela führt, schön ist er allemal. 592,5 Fußkilometer beträgt der österreichische Jakobsweg. Seine Hauptroute führt von Wolfsthal an der Slowakischen Grenze, bis Rankweil in Vorarlberg. Bis Linz orientiert sich der Weg an der Donau, dann biegt er ab Richtung Salzburg und führt über Berge und durch Täler bis an die Grenze zur Schweiz. Wie ein Roter Faden zieht sich der Pilgerweg, von Ost nach West, quer durch Österreich. Vom Sonnenaufgang zum Sonnenuntergang.

Pilgern – einst und heute

Im Mittelalter hatte man andere Motive als heute. Damals wollte man seine Sünden los werden, heute will man den Kopf freibekommen. Im Mittelalter gab es drei bedeutende Fernpilgerziele, zu denen ein Christ gehen konnte: Jerusalem, Rom und das Grab des Heiligen Jakob in Santiago de Compostela. Letzteres war das beliebteste Ziel. Das lag daran, dass das Heilige Land von Arabern besetzt war und Rom erschien vielen Pilgern als „zu einfach“, der Weg ans „Ende der Welt“ lag noch abseits der Zivilisation. Vielleicht findet man besser zu sich, wenn man Wald-und Wiesenboden unter den Füßen hat.

Pilgern kann „Jeder“

Das Mittelalter war eine Zeit wo Hierarchie eine große Rolle spielte aber Pilger sein, das konnte jeder. Die Pilger kommen aus jedem Stand – eine Idee, die im standesgeprägten Mittelalter vermutlich gerade die Menschen aus den unteren Schichten begeisterte. Die Motive der Reise waren damals und sind es heute, äußerst vielfältig. Der Wunsch nach Seelenheil, Dankbarkeit als Motiv, vielleicht auch aufgrund eines Gelübdes oder als Buße, jeder hatte seinen Grund. Im Spätmittelalter gab es sogar „Strafpilgerreisen“, man konnte damit die Todesstrafe abwenden. Manche werden sich sicher auch aus Abenteuerlust und weil sie andere Länder und Kulturen kennenlernen wollten, auf den Weg gemacht haben.

Pilgern zum eigenen Vorteil

Auch das gab es, im Spätmittelalter gab es „Berufspilger“, sie pilgerten im Auftrag von reichen Leuten, der jeweilige Auftraggeber konnte dann mit der Pilgerreise angeben. Es gab auch Trittbrettfahrer die schnell gemerkt hatten, dass man als Pilger eine Menge Vorteile hatte. Man konnte zollfrei reisen, wurde umsonst verpflegt und beherbergt, nicht zuletzt genoss man als Pilger Anerkennung. Martin Luther fand das gar nicht fein. Er wetterte Zeit seines Lebens gegen das Pilgern, bezeichnet es als „Narrenwerk“ und spottet über den Jakobsweg.

„Lauf nicht dahin, man weiß nicht, ob Sankt Jakob oder ein toter Hund daliegt.“

Martin Luther
Hape Kerkeling liest aus „Ich bin dann mal weg“

Heute ist Pilgern wieder „In“

Heute sind wieder viele Reisende auf Pilgerwegen unterwegs, auch am Jakobsweg. Dieser wurde 1987 vom Europarat zur europäischen Kulturroute gemacht, das steigert das Interesse am „Camino“. Wiederentdeckte Wegenetze, kulturelles Interesse und der Wunsch nach Entschleunigung bringen Reisende dazu, den Jakobsweg als Reise zu sich selbst zu machen. Im deutschsprachigen Raum haben Paulo Coelho mit seinem Buch „“Auf dem Jakobsweg“ und Hape Kerkeling mit der Veröffentlichung seines Bestsellers „Ich bin dann mal weg“ (2006) sehr dazu beigetragen, dass sich die Menschen wieder „auf die Socken“ machen.

Paolo Coelho „Auf dem Jakobsweg“

Der höchste Punkt des österreichischen Jakobsweges ist in Tirol

Ist man Hauptstrang des österreichischen Jakobswegs unterwegs, dann beginnt der „Tiroler Jakobsweg“ in Lofer und zieht sich über etwa 245 km bis nach St. Christoph am Arlberg. Der Jakobsweg in Tirol besteht aus zwei westwärts führenden Hauptwegen, nämlich einem nördlichen, der von Kufstein dem Inn-Tal entlang westwärts führt bis zum Arlberg, und einem südlicheren Zubringer von Lofer (Salzburg) auf dieselbe Strecke. Am letzten Tag des Tiroler Jakobwegs, erreicht man mit 1.852m den höchsten Punkt des Pilgerweges mit Sankt Christoph am Arlberg.

Jakobskreuz Pillersee Foto: Andreas Langreiter

Der Weinviertler Jakobsweg feiert seinen 10.Geburtstag

Der Jakobsweg Weinviertel feiert heuer sein zehnjähriges Bestehen. Auf einer Länge von 153 km führt der Jakobsweg Weinviertel von Drasenhofen bis Krems an der Donau. Eröffnet wurde dieser Pilgerabschnitt 2010. Ausgehend von Drasenhofen führt der Jakobsweg Weinviertel nach Poysdorf, der Weinstadt Österreichs, via Mistelbach erreichen die Pilger die höchste Erhebung des Weinviertels, den Buschberg, dort befindet sich auf 480 Metern Seehöhe, die niedrigste Alpenvereinshütte Österreichs.

Die „Österreichischen Jakobswege“

Eigentlich sollte man den österreichischen Weg in Ungarn beginnen. Von Wien aus ist man zwar „gegen die Richtung“ unterwegs, wenn man den Ungarischen Jakobsweg entlangfährt, zumindest wenn man sich an der Hauptroute orientiert, die beginnt in Budapest an der Kettenbrücke. Durch Ungarn zieht sich aber ein zweiter Jakobsweg, das ist jener, der über den Plattensee und das Kloster Tihany nach Maribor führt. Von dort gelangt man auf den Weststeirischen Jakobsweg.

Lébény

Der Weststeirische Jakobsweg ist ein beeindruckender Abschnitt, der durch einige der schönsten Gegenden der Steiermark führt. In Mureck begegnet man der einzigen Schiffsmühle Österreichs, Graz ist nicht unberechtigt UNESCO Kulturerbe und die kleine Kirche in Thal, die Professor Fuchs gestaltet hat, ist etwas ganz Besonderes. In Piber begegnet man den weißen Pferden der Wiener Hofreitschule und bei Lavamünd verlässt man diesen Abschnitt und geht am Kärntner Jakobsweg weiter.

Sankt Jakob Thal

Der Kärntner Jakobsweg ist sehr viel liebliche Landschaft entlang der Kärntner Seen, vor der Kulisse der Karawanken. Einer der schönsten Abschnitte ist jene am Millstädter See. Die Kärntner haben viele Pilgerwege, etwa 2000 Kilometer, wenn man alle zusammenrechnet. Der Jakobsweg ist einer davon, er durchzieht auf 237 Kilometern das südlichste Bundesland Österreichs. Er ist Teil der südlichen Jakobsroute, durch die Verbindung von Südosteuropa mit Frankreich und der Schweiz nimmt die Südroute des Jakobswegs eine Wichtige Brückenfunktion im Jakobswege-Netzwerk ein.

Millstädter See

Der Tiroler Jakobsweg ist spektakulär aufgrund der Berge. Er besteht aus zwei westwärts führenden Hauptwegen, nämlich einem nördlichen, der von Kufstein dem Inn-Tal entlang westwärts führt bis zum Arlberg, und einem südlicheren Zubringer von Lofer (Salzburg) auf dieselbe Strecke. Von Kärnten kommend, nimmt man den südlichen Hauptweg, er führt von Nikolsdorf bei der Grenze zu Kärnten der Drau entlang zum Südtiroler Jakobsweg in Italien, auf dem man sich dann entscheiden kann, über den Brenner nach Innsbruck nach Tirol zurückzukommen oder nach Müstair zum Beginn des alpineren Graubündner Jakobsweg in der Schweiz weiter zu pilgern.

Jakobsweg Osttirol

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