Der Jakobsweg führt auch durch Kärnten, er beginnt bei Lavamünd und zieht sich über das Rosental nach Villach und durch das Obere Drautal bis Lienz. An der Drau gibt es einige Jakobskirchen und Hospize, die von der Bedeutung dieses Pilgerweges und der alten Tradition dieser Route zeugen. Die schönste Wanderung am Kärntner Jakobsweg ist die Etappe entlang des Millstädter Sees.

In Lavamünd treffen 3 Jakobswege aufeinander – der Weststeirische Jakobsweg, der Slowenische Jakobsweg und der Kärntner Jakobsweg. Der Pilgerweg verläuft weitgehend entlang der Drau und hat auf seinen 250 Kilometern keine nennenswerten Höhenunterschiede. Entlang des Weges finden sich sieben von 42 Kärntner Jakobskirchen, unter denen die Villacher Jakobskirche die wichtigste ist. Ob die aktuellen Route, der alte, historischen Weg ist. lässt sich nicht belegen. Sicher ist nur, dass auch schon in früheren Jahrhunderten Pilger auf Wegen durch Kärnten zum Grab des Hl. Jakobus marschiert sind. Fix ist auch, dass ein „Zubringerweg“ von Steiermark und Slowenien nach Tirol bestand.

Jakobskirche Klopein (Foto: Wikimedia)

Die einzelnen Jakobs-Etappen in Kärnten – die erste Hälfte

Am ersten Tag geht es von Unterdrauburg in Slowenien bis Neuhaus in Kärnten. Dieser Weg verläuft weitestgehend eben und erlaubt immer wieder schöne Ausblicke auf die Drau und die südlich vorgelagerten Höhenzüge. Kurz nach der Ortschaft Vič quert man die Grenze nach Österreich. In der  Ortschaft Rabenstein, mit dem idyllischen aber leider etwas gammeligen Gut Landsmannhof, befindet sich die erste, inzwischen restaurierte Jakobskirche auf Kärntner Seite. Vom Start bis Neuhaus sind es 17 Kilometer. Am nächsten Tag legt man schon 20 Kilometer zurück, der Abschnitt führt bis Edling. Viel Asphalt und kleine Landkirchen prägen dieses Teilstück.

Der Dritte Tag führt nach Gallizien. Die 23 Kilometer verlaufen eher eben, man passiert den Klopeiner See. Sehenswert ist die Filialkirche der Heiligen Maria Magdalena in Wasserhofen, die um 1580 als protestantischer Sakralbau für das benachbarte Schloss Wasserhofen errichtet wurde. Der spätgotische Rundbau wurde 2001 mit Wandmalereien von Valentin Oman modern gestaltet. Am Vierten Tag geht es weiter nach Ferlach, 23,5 Kilometer legt man bis dahin zurück. Dieses Teilstück ist sehr abwechslungsreich und man ist sowohl im Wald als auch direkt am Radweg neben der Drau unterwegs. Am fünften Tag geht es bis Sankt Jakob im Rosental. Die 25 Kilometer ziehen sich entlang der Bergkulisse der Karawanken.

Karawanken (Bild: Wikimedia)

Die zweite Hälfte des Jakobswegs in Kärnten

Tag sechs führt bis Villach, diese 27 Kilometer lange Tagesetappe verläuft und wenn man von einigen kleineren An- und Abstiegen im Wald absieht, weitestgehend eben. Man wandert ein Stück am Faaker See entlang aber ab der Stadtgrenze von Villach ist man vorwiegend auf asphaltierten Straßen unterwegs. Am siebenten Tag geht es 29 Kilometer bis Sankt Jakob ob Ferndorf. Abschnitt acht ist eine der schönsten Etappen am Kärntner Jakobsweg. Der Weg bis Lehndorf ist mit 20 Kilometern relativ kurz. 13 Kilometer führen entlang des Millstädter Sees, diese erste Hälfte ist eine Waldwanderung mit Aussicht. In Spital an der Drau ist ein Besuch von Schloss Porcia empfehlenswert.

Tag neun führt von Lehndorf bis Steinfeld. Die 25 Kilometer führen entlang der Drau. Einen Zwischenstopp bei der Filialkirche des Heiligen Georg in Gerlamoos mit den berühmten Fresken des Thomas von Villach kann man einplanen. Der letzte Tag geht bis Oberdrauburg. Es sind 28 anstrengende aber abwechslungsreiche Kilometer. Es geht immer wieder bergauf und bergab, asphaltierte Abschnitte wechseln mit Schotter- und Waldwegen und immer wieder bieten sich herrliche Ausblicke ins Tal und auf die gegenüberliegenden Berghänge. Kirchen gibt es zahlreiche am Weg, manche davon sehr sehenswert.

Millstädter See (Foto: Wikimedia)

Sankt Paul im Lavant – das große Kloster

Die Geschichte von Sankt Paul ist eng verbunden mit der Geschichte der Benediktiner. Das 1091 gegründete Kloster hat die Höhen und Tiefen des Ordens mitgemacht. Die Mönche kamen ins Land um in der Einsamkeit zu leben, gerufen wurden sie, um das Land urbar zu machen. Das Gebäude steht in 400m Seehöhe auf einer Felskuppe. Es liegt am Schnittpunkt zwischen mittleren und unteren Lavanttal.

Josef II. hat das Stift aufgebhoben aber es wurde 1809 von Benediktinern aus Sankt Blasien wiederbesiedelt. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Sank Paul nochmals 5 Jahre Zwangspause verordnet, heute ist es in Betrieb. Es ist das älteste noch aktive Kloster Kärntens. Im Stift ist eine Schule untergebracht, das Gymnasium hat 700 Schüler. Die Kunstsammlung des Klosters und seine Bibliothek ist der Öffentlichkeit zugänglich.

Sankt Paul im Lavant

Der Platz ist ein strategisch vorteilhafter Platz und gilt als Kraftort. Sankt Paul ist nicht das erste Gebäude, das auf dieser Hügelkuppe steht. In illyrischer, keltischer und römischer Zeit befand sich hier eine Festung. Im Mittelalter wurde die Burg Lavant gebaut. In dieser Burg gab es eine kleine Kirche, sie war dem Heiligen Ägidius geweiht, sie war vermutlich auch die Keimzelle des Klosters. Diese Kirche wurde erst 1618 abgetragen.

Architektonisch rahmt ein beeindruckendes Barockensemble den romanischen Kern ein. Die Stiftskirche ist im romanischen Stil errichtet. Der heute bestehende Kirchenbau wurde wahrscheinlich unter Abt Pilgrim im 12.Jahrhundert begonnen, die alte Vorgängerkirche dabei abgetragen. Die Vollendung der romanischen Kirche erfolgte vermutlich unter Ulrich I. im Übergang vom 12. zum 13.Jahrhundert. Österreich hat relativ wenig Romanik, das macht Sankt Paul zu etwas Besonderen.

Sankt Paul im Lavant / Südliches Querhaus

Pilgerwege in Kärnten

In Kärnten gibt es sehr viele Pilgerwege, es gibt sogar eine „ARGE Pilgern in Kärnten“, diese 2011 gegründete Arbeitsgemeinschaft setzt sich dafür ein, die verschiedenen Routen in Schuss zu halten und Menschen, die auf diesen Wegen wandern wollen, Informationen zur Verfügung zu stellen. Auf ihrer Webseite schreibt sie:

Wer heute von Pilgern spricht, sieht sich mit einer breiten Vielfalt an Zugängen und Verständnissen konfrontiert. „Es gibt soviele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt“, meinte Papst Johannes Paul II. einmal. Damit trifft er den Nagel auf den Kopf. Und so begeben sich heute immer mehr Menschen auf die Spur ihrer Sehnsucht. Viele Aufbrüche werden neben religiösen Motiven durch den Wunsch nach Neuorientierung, Regeneration, dem Wunsch nach Gemeinschaft und des Sich-selbst-neu-Findens ausgelöst.

ARGE Pilgern in Kärnten

Der Jakobsweg ist nicht die einzige Pilgerroute, die das südlichste Bundesland Österreichs durchzieht. Die Heilige Hemma ist in Kärnten eigentlich viel bekannter als Jakob. Ihr Weg ist sternförmig – alle Wege führen aus allen Himmelsrichtungen nach Gurk, zu ihrem Grab. Der Weg des Heiligen Benedikt verläuft von Spital am Pyrn bis Gornji Grad in Slowenien, wenn man seinen Spuren von Oberösterreich aus folgt, durchquert man auch Kärnten. Der Weg des Buches geht von Passau nach Arnoldstein. Wer dagegen Jakob oder Maria folgen will, der muss von Ost nach West gehen, diese beiden Wege queren Kärnten. Die ARGE Pilgern in Kärnten hat etwa 2.000 Kilometer dokumentiert, die kann man alle wandern …

Die braucht man am Weg (Foto: Pexels)

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