Gibt es im Sommer einen EU-Gesundheitspass? – Um diese Frage zu beantworten müsste man eine Kristallkugel besitzen aber die Hinweise, dass es einen geben könnte, verdichten sich. Aktuell ist die Europäische Union „im Diskurs“, das bedeutet es wird darüber gestritten, was so ein Pass kann und was er darf. Es wird auch darüber debattiert ob ein Gesundheitspass ausreicht um Grenzen sicher aufsperren zu können, Deutschland und Frankreich sind da eher besorgt. Tourismusnationen wie Österreich, Griechenland oder Kroatien dagegen sind sehr interessiert an diesem EU-Gesundheitspass, denn der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und der Wirtschaft in Europa geht es aktuell nicht sehr gut. Für die Tourismus-und Freizeitwirtschaft ist der EU-Gesundheitspass eine Exit-Strategie aus ihrer aktuellen Misere.

Österreich und Griechenland machen Druck, Van der Leyen bremst und laut Merkl ist nichts entschieden

Immerhin will die EU bis zum Sommer einen europaweit gültigen Impfausweis einführen, den EU-Gesundheitspass. Damit sollen Urlaubsreisen wieder möglich werden. Nach einer Videokonferenz der europäischen Staatsoberhäupter lässt Bundeskanzlerin Angela Merkl wissen, dass die EU-Kommission „etwa drei Monate“ braucht um die technischen Voraussetzungen für den digitalen Pass zu schaffen. Das Vorbild für den digitalen Impfpass kommt aus Israel. Laut EU-Ratschef Michel nähern sich die 27 Staaten in in ihren Vorstellung langsam an. Welche Rechte und Freiheiten dieser Pass verleiht, das sollen die einzelnen Länder selbst entscheiden.

Österreich gibt der Debatte einen Schubs

Die Diskussion ins Rollen gebracht haben Österreich und Griechenland. Beide Nationen verdienen einen guten Teil ihres Geldes mit Tourismus und Freizeitwirtschaft. Sie haben daher ein vitales Interesse, dass ein digitaler Gesundheitspass so schnell wie möglich eingeführt wird. Bundeskanzler Sebastian Kurz hat in diesem Zusammenhang die Möglichkeit eines nationalen Alleinganges in den Raum gestellt, zumindest wenn die EU zu zögerlich bei diesem Thema ist.

Als Tourismusland ist es für uns sehr wichtig, dass es in Europa wieder mehr Freiheit für Reisen, Veranstaltungen und die Gastronomie gibt! Wir setzen uns daher für einen digitalen Grünen Pass ein, um das mit möglichst großer Sicherheit zu ermöglichen.

Sebastian Kurz (ÖVP) Facebook 25.2.2021

Bilaterale Abkommen gibt es bereits

Griechenland und Zypern machen das schon, es gibt bilaterale Abkommen mit Israel, daher können Staatsbürger aus Israel mit Grünem Pass problemlos einreisen. Malta schließt sich diesem Vorbild an und ist ebenfalls in Gesprächen mit Israel. Schweden und Dänemark denken über eigene elektronische Impf-Zertifikate nach und in Estland und Polen darf man als Geimpfter bereits problemlos einreisen. Auch in Großbritannien verbreitet sich Reisestimmung, die Briten buchen wieder ihren Urlaub, denn geimpft dürfen sie reisen. Das alles setzt die Europäische Union unter Druck beim Impfpass flott voranzugehen.

Die Sache mit der Impfung

Ein digitaler Impfpass macht natürlich nur Sinn, wenn es mit der Durchimpfung der Bevölkerung flott vorangeht. Denn: „Was nützt ein Impfpass ohne Impfung?“ Die Europäische Union hat 447,67 Millionen Einwohner, laut Statista sind gerade einmal knapp 30 Millionen davon geimpft. Europäische Länder außerhalb der EU stehen da besser da. Großbritannien zum Beispiel hat bereits knapp 15 Prozent der Bevölkerung mit der ersten Dosis geimpft, darunter sind fast 90 Prozent der über 70-jährigen. Die Zulassung und Beschaffung ging flotter. Auch Serbien liegt im europäischen Vergleich sehr weit vorne, nämlich auf Platz 3, 56,8 pro Tausend Einwohner sind geimpft. Serbien hat Impfstoffe aus China und Russland bestellt, als das Land merkte, dass die Versorgung mit Biontec nicht ausreichend ist. Die Impfsituation in Österreich dagegen ist verbesserungswürdig

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1195157/umfrage/impfungen-gegen-das-coronavirus-nach-laendern-weltweit/

Kann sich das für die EU bis Sommer 2021 ausgehen?

Theoretisch ja, wenn die Durchimpfung der Bevölkerung etwas flotter vorangeht, dann könnte ein digitaler Impfpass im Sommer Realität werden. Mittlerweile sind mehrere Impfstoffe in der Europäischen Union zugelassen und weitere stehen vor der Zulassung. Die anfängliche Impfskepsis hat sich gelegt und die Nachfrage nach Impfungen ist groß. Wie aber Merkel nach dem Gipfel sagte: „Man muss vorbereitet sein“. Es macht durchaus Sinn die Einführung eines EU-Gesundheitspasses jetzt zu diskutieren und die dafür nötigen Rahmenbedingungen festzulegen. Wenn alles gut geht, dann wird die Durchimpfung in der Union Fahrt aufnehmen. Wenn man es bis zum Sommer schafft einen großen Teil der Bevölkerung zu impfen, dann macht auch der EU-Gesundheitspass Sinn. Er sollte dann startklar sein um die Grenzen wieder öffnen zu können.

Alle haben heute darauf hingewiesen, dass das zurzeit bei der geringen Durchimpfung der Bevölkerung gar nicht das Thema ist. Aber man muss sich ja vorbereiten.“ Das heiße nicht, dass künftig nur reisen dürfe, wer einen Impfpass habe. „Darüber sind überhaupt noch keine politischen Entscheidungen getroffen

Angela Merkl, in der „WELT“, 25.2.2021

Manche Länder sind skeptisch

Irland und Portugal stehen Grenzöffnungen skeptisch gegenüber, ersteres hat gerade eine „Welle“ hinter sich gebracht und war kurzzeitig europäischer Spitzenreiter in Bezug auf Infektionszahlen. Tschechien kämpft gerade mit einer Welle und auch in der Slowakei und Ungarn machen den Menschen die neuen Mutationen des Corona Virus Kopfzerbrechen. Deutschland wünscht sich eine Inzidenzzahl von 35 und hat Sorge, dass Reisefreizügigkeit dieses Ziel bedrohen könnte. Frankreich steht ebenfalls auf der Bremse.

Wir werden mit dem Virus leben müssen

Eines wird langsam klar, SARS-CoV2 hat nicht vor sich so schnell zu verabschieden. Ähnlich wie die Grippe wird das Virus noch mehrere Jahre sein Unwesen treiben. Da Corona scheinbar unerfreuliche Langzeitfolgen im Gepäck hat, wird eine Impfung Thema bleiben. Die EU hat mittlerweile eine Task-Force eingerichtet, die soll soll sich unter anderem mit der Frage befassen, wie mehr Produktionskapazitäten innerhalb der Union geschaffen werden können, um mehr Impfstoffe zu produzieren. Zusätzlich zur Impfung wird auch das Verhalten der Bevölkerung eine Rolle spielen um Corona den Stecker zu ziehen. Für Reisende werden Impfung und digitaler Impfpass zur Realität werden, von der auch die Freizeitwirtschaft im Allgemeinen profitieren kann. Das muss aber noch ausdiskutiert werden.

1 Kommentar zu „Gibt es im Sommer einen EU-Gesundheitspass?“

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