Wer Rom besucht, der trifft dort auch Giordano Bruno, denn seine Statue steht am Blumenmarkt. Der Platz, der Campo de’ Fiori, liegt im Zentrum von Rom, und er liegt im Stadtviertel Parione östlich des Tibers. In der Mitte des Platzes steht eine im Jahr 1889 errichtete Statue des Philosophen Giordano Bruno. Weil der wurde am 17.Februar 1600 dort als Ketzer verbrannt. Hinrichtungen fanden am Blumenmarkt regemäßig statt. Giordano Bruno war nicht der Einzige, der hier hingerichtet wurde. Vor Bruno wurden zum Beispiel bereits 1553 zwei Reformatoren, Giovanni Mollio und sein Schüler Tisserano, zur Belustigung der Römer öffentlich am Scheiterhaufen gerichtet. Heute erinnert nur noch die Statue von Bruno an die Rache der Kirche. Der Campo de’ Fiori ist ein Markt wo wenig Blumen aber dafür umso mehr anderes verkauft wird und es ist ein Platz an dem man gerne Kaffee trinkt oder ein Glas Wein.

Campo de’ Fiori 

Wer war Giordano Bruno?

Die allgemeine Meinung ist nicht immer die wahrste, das ist ein Zitat von Giordano Bruno. Er war ein italienischer Priester, Dichter, Philosoph und Astronom, der durch die Inquisition der Ketzerei und Magie für schuldig befunden und vom Gouverneur von Rom zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurde. Seine Vision von einem unendlich belebten Universum stößt auch heute noch bei katholischer Kirche und Naturwissenschaft gleichermaßen auf Ablehnung.

Die unzureichende Sinneswahrnehmung widerlegt die Unendlichkeit nicht

Giordano Bruno Zwiegespräche vom unendlichen All und den Welten (1585)

Haft und Folter aber kein Widerruf

Eine achtjährige Haft in den Kerkern der Inquisition ging dem wohl spektakulärsten Justizmord der Kirchengeschichte voraus. Als dem Philosophen und abtrünnigen Dominikanermönch Giordano Bruno am 8. Februar 1600 das Todesurteil verkündet wurde, schleuderte der von Folterungen Gezeichnete den vor ihm aufgebauten Würdenträgern einen Satz entgegen, der eingegraben ist in die Annalen des menschlichen Geistes: „Ihr verhängt das Urteil vielleicht mit größerer Furcht, als ich es annehme!“ 400 Jahre später, am 12. März 2000 erklärte Papst Johannes Paul II. nach Beratung mit dem päpstlichen Kulturrat und einer theologischen Kommission, die Hinrichtung sei nunmehr auch aus kirchlicher Sicht als Unrecht zu betrachten. Damit wurde Bruno aber nicht rehabilitiert, wie es im Fall Galileo 1992 getan wurde, denn die Kirche hat Bruno nie verziehen.

Giordano Bruno

Giordano Bruno stirbt im Jubeljahr 1600

Papst Clemens VIII. hatte das Jahr 1600 zum Jubeljahr erklärt und Rom war zu diesem Zeitpunkt von frommen Pilgern geflutet. Die öffentliche Hinrichtung eines in ganz Europa bekannten Philosophen galt als Höhepunkt der Feierlichkeiten. Die katholische Kirche wollte damit ein Zeichen setzen. Als Bruno am 17. Februar 1600 auf dem Campo dei Fiori in Rom lebendig verbrannt wurde, sollte er als Ketzer aus der Geschichte gestrichen werden – der Mensch und das Werk. Die Idee, dass es überall intelligentes Leben geben könne, also die Vorstellung von einem lebendigen, bewussten Universum, empfand die katholische Kirche als direkten Angriff auf ihre Autorität.

Campo de’ Fiori 

Die Welt des Giordano Bruno

Bruno war überzeugt davon, dass es überall intelligentes Leben geben könne und diese These wollte die die katholische Kirche ad absurdum führen. Der Lehre von einem lebendigen, bewussten Universum können um 1600 weder Christen noch die Naturwissenschaftler viel abgewinnen. Wenn überall im Prinzip intelligentes Leben möglich ist, wie Bruno annahm, wo bliebe dann die Einzigartigkeit des Gekreuzigten? Müsste es nicht unendlich viele „Erlöser“ geben – für jede Menschheit auf den Myriaden Sternensystemen da draußen ein eigenes Jesuskind? Laut Bruno gibt es keinen toten Winkel im Weltraum, denn alles lebt, sogar die tote Materie – nur anders, als wir Erdlinge aus unserem beschränkten Blickwinkel es uns vorstellen können. Die Idee Brunos von der Allbeseeltheit, die den Gedanken der Wiedergeburt einschließt, kennt keine absolute Trennung von Lebendigem und Unlebendigem. So gesehen, erscheint Bruno fast wie eine Art „Buddha des Westens“.

Mensch und Universum

Der Gegenspieler Giordano Brunos ist Papst Clemens VIII

Der bürgerliche Name von Papst Clemens VIII. war Ippolito Aldobrandini und er war der Spross einer reichen Kaufmannsfamilie aus Florenz. Diese zog, nach ihrer Niederlage gegen die Medici, nach Rom. Ippolito war sehr fromm und persönlich bescheiden und er war gebildet. Studium des Kirchenrechts in Padua und Perugia, dann Promotion zum Doktor der Rechte in Bologna, einer seiner Lehrer und gleichzeitig sein Beichtvater, war Philipp Neri. Das Pontifikat von Clemens VIII. war wichtig für die katholische Reform, die sich damals an den Maßgaben des Konzils von Trient orientierte. Dort wurde festgelegt, wie die Katholische Kirche auf die Herausforderung der Reformation zu reagieren habe.

Papst Clemens VIII.

Giordano Bruno flüchtet durch halb Europa

Bereits 1576 verdächtigt man Giordano Bruno der Ketzerei und muss Neapel verlassen. Er floh nach Rom, um sich dem Papst zu Füßen zu werfen. Als allerdings aufflog, dass Bruno bei seiner Flucht aus dem Kloster Schriften des Kirchenvaters Hieronymus ins Klo geworfen hatte, musste er auch aus Rom fliehen. Er trat aus dem Dominikanerorden aus und reiste nach Noli und Savona, dann nach Turin, Venedig und Padua weiter. Brunos Leben wurde fortan zu einer Wanderschaft durch halb Europa. Die wiederentdeckten Ideen der antiken Naturphilosophie übten große Anziehung auf ihn aus. Zu dieser Zeit begann sich das von Kopernikus postulierte heliozentrische Weltbild durchzusetzen. Dieses neue Wissen ermutigte Bruno. Seine Reisen führten ihn weiter nach Genf, Frankreich und England. In Deutschland verbrachte er einige Zeit und versuchte, einen Lehrstuhl in Marburg zu erhalten.

Neapel

Giordano Bruno lehrt in Wittenberg und bringt alle gegen sich auf

Im Sommer 1586 kam Bruno nach Wittenberg. Auf Fürsprache des Rechtsgelehrten Alberico Gentilis fand er Aufnahme als Extraordinarius an der Artistenfakultät der Universität Wittenberg. Er erhielt das Recht auf freie Vorträge über Philosophie. In seinen Vorlesungen behandelte er das Organon des Aristoteles, Mathematik, Logik, Physik und Metaphysik. Brunos Ziel war es einen festen Lehrstuhl zu erhalten, er fand Fürsprecher und Gönner aber er hatte auch ein besonderes Talent diese zu vergrämen. Seine rücksichtslose Polemik, sein beißender Spott, seine Ablehnung von Christus und seine Gegnerschaft zu Aristoteles dürften dafür der Grund gewesen sein. Er schaffte es von Lutheranern und Calvinisten gleichermaßen exkommuniziert zu werden. In Venedig wurde er schließlich gefangen genommen, in Rom verbrannt.

Wittenberg Universität

Giordano Bruno und sein Bild von Jesus Christus

Der Grund warum die Kirche so unversöhnlich gegenüber Giordano Bruno ist dürfte in dem Jesusbild begründet sein, das er vertrat. Für Bruno ist Jesus ein Magier und Betrüger, ein Verdreher der natürlichen und kosmischen Ordnung. Brunos kaum bekannte Attacken gegen das Christentum und seinen Stifter in dem Buch „Die Vertreibung der triumphierenden Bestie“ von 1584 sind beispiellos in ihrer Art. Am Ende der langen Passage über das Christentum bezeichnete Bruno Jesus als „einen verächtlichen, gemeinen und unwissenden Menschen“, durch den „alles entwürdigt, geknechtet, in Verwirrung gebracht und das Unterste zuoberst verkehrt, die Unwissenheit an Stelle der Wissenschaft gesetzt“ und „der echte Adel zu Unehren und die Niederträchtigkeit zu Ehren gebracht“ worden seien.

Überdies lehrt nicht nur jedes Gesetz und jede Theologie, sondern auch jede gesunde Philosophie, dass es das Zeichen eines ungeweihten und unbesonnenen Geistes ist, über jene Dinge, die über die Sphäre unserer Vernunft hinausliegen, in maßloser Unbesonnenheit Untersuchungen anzustellen und sich feste Begriffe darüber bilden zu wollen.

Giordano Bruno

Das Universum des Giordano Bruno

Sein Bild vom Universum ist auch heute noch eine Herausforderung. Brunos Vision eines brodelnd lebendigen, hoch kommunikativen, vibrierend intelligenten und allbewussten Universums, vorgetragen in einer leidenschaftlichen, ja erotischen Sprache, war vor 400 Jahren eine Herausforderung – und ist es auch heute noch. Er war ein Vordenker, seiner Zeit weit voraus. So hat Bruno in der ihm eigenen Mischung aus denkerischer Schärfe und Intuition vieles „vorweggenommen“, was Naturwissenschaftler erst später entdeckten. Bruno war der Erste, der erkannte, dass jeder Fixstern am Himmel eine Sonne wie die unsere ist; auch spekulierte er über die (später bewiesene) polare Abplattung der Erde oder die Rotation der Sonne.

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