Kinder schützen ist wichtig, denn nicht alle Kinder wachsen beschützt auf. Im Gegenteil, jährlich werden Millionen Kinder weltweit, auch sexuell, ausgebeutet. Darüber spricht man allerdings nicht gerne und die bequemste Art mit diesem Tabu-Thema umzugehen ist: Wegschauen. Daher ist die Initiative von ECPAT Österreich, einer Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Rechte der Kinder vor sexueller Ausbeutung, so wichtig. Die Coronakrise verstärkt dieses Problem, darauf wies die Hilfsorganisation Jugend Eine Welt bereits anlässlich des Welttags gegen Menschenhandel am 30. Juli 2020 hin. Daher ist es wichtig, dagegen ein Zeichen zu setzen, indem man Menschen für das Thema sensibilisiert.

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Das Mädchen mit der Spinne stammt aus Kambodscha

Das Mädchen am Titelbild ist eine junge Kambodschanerin, sie verkauft auf einem Markt gebratene Spinnen, die man in dem südostasiatischen Land gerne isst. Als kleines Marketinggenie weiß sie, dass eine lebende Spinne Touristen anlockt, die gerne für ein Foto bezahlen. Eigentlich sollte sie, aufgrund ihres Alters, noch die Schulbank drücken aber in Kambodscha müssen viele Kinder zum Familieneinkommen beitragen. Manche Kinder haben aber nicht einmal eine Familie, die sie schützt und einige von ihnen landen in der Kinderprostitution. Ein Trend ist sexueller Missbrauch von Kindern in kambodschanischen Waisenhäusern. Täter, die sich als Touristen oder freiwillige Mitarbeiter tarnen, kommen dort leicht an minderjährige Jungen und Mädchen heran. Dieses Problem ist nicht neu, der UN-Kinderrechtsausschuss (Committee on the Rights of the Child, CRC) hat das bereits 2015 thematisiert.

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Kinderprostitution ist ein globales Problem

Kinder schützen ist nicht selbstverständlich. Nach Schätzungen von UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, werden weltweit jedes Jahr mehr als eine Million Kinder zur Prostitution gezwungen, allerdings ist die Dunkelziffer der sexuellen Kinderausbeutung viel höher. Besonders betroffen sind die ärmeren Länder in Afrika, Asien und Südamerika, aber auch in Osteuropa. Das Projekt Der Straßenkinderweltreport von „Patio13“, der internationalen Bildungsinitiative für Kinder und Jugendliche am Rand der Gesellschaft sowie von Don Bosco, Jugend Dritte Welt, Bonn gibt einen guten Einblick in die Problematik.

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Der Tourismus spielt dabei eine Rolle

Der größte Teil der Täter sind zwar Einheimische, aber im Zuge des Massentourismus kommen immer mehr Sextouristen in die jeweiligen Länder, auch aus Europa. Diese „Kunden“ sind zahlungskräftiger als die Einheimischen, also kurbeln sie den Markt an und sorgen durch ihre Nachfrage dafür, dass immer mehr Kinder in der Prostitution landen. Durch die Anonymität im Urlaub scheint diesen Tätern auch die Gefahr einer Verhaftung gering. Zudem sehen sich diese Sextouristen oft selbst nicht als Kriminelle, das Unrechtsbewusstsein ist schwach ausgeprägt. Die sexuelle Ausbeutung von Kindern ist lukrativ, UNICEF geht davon aus, dass mit Kinderprostitution und Kinderpornografie jährlich mehrere Milliarden Euro umgesetzt werden. Kinder schützen geht alle an, auch den Tourismus.

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Wegschauen ist bequem aber keine Option

ECPAT schreibt: „Kinderrechtsverletzungen sind weit verbreitet, auch in Österreich bzw. innerhalb Europas. Beispiele sind: häusliche Gewalt in österreichischen Familien, die unglaublichen Mengen an Missbrauchsdarstellungen von Minderjährigen online, die sexuelle Ausbeutung von Kindern durch Tourist*innen und Reisende, oder Kinder, die zum Zwecke der Ausbeutung gehandelt bzw. verkauft werden. Einsatz für Kinderrechte bedeutet, diese Probleme aufzuzeigen und an konstruktiven Lösungen mitzuwirken, im besten Interesse des Kindes„. Das betrifft auch die Reisenden, wenn der Verdacht besteht, dass Kinder ausgebeutet werden, dann darf man nicht wegschauen. Wenn ein begründeter Verdacht besteht, muss man das melden. Egal ob man beruflich oder als Tourist unterwegs ist, es ist besser Teil der Lösung zu sein. Kinder schützen muss allen Menschen ein Anliegen sein.

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Ein kleiner Leitfaden wie man zum Teil der Lösung wird

ECPAT steht für „End the Sexual Exploitation of Children“. Es ist ist ein internationales Netzwerk von Kinderschutzorganisationen zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung. Die Organisation appelliert, bei verdächtigen Situationen nicht wegzusehen, sondern die Beobachtungen zu melden. Das geht rasch und  unkompliziert bei der österreichischen Online-Meldeplattform www.nicht-wegsehen.at. In einem Video zeigt ECPAT wie das mit dem Kinder schützen geht:

Die Pandemie verstärkt das Problem

Alle Anzeichen sprechen dafür, dass die Anzahl der betroffenen Kinder im Zuge der Coronakrise massiv ansteigen könnte. Insbesondere im Bereich der sexuellen Ausbeutung. „Die Risiken für Kinder, fortgesetzt oder erstmals Opfer von sexueller Ausbeutung zu werden, haben sich unter Lockdown-Bedingungen signifikant erhöht“. Das bestätigt Astrid Winkler, Geschäftsführerin der von Jugend Eine Welt seit Jahren unterstützten Kinderschutzorganisation ECPAT. Sie verweist auf einen alarmierenden Europol-Bericht, demzufolge die Nachfrage von Material zu sexuellem Kindesmissbrauch in der EU seit Beginn der Coronakrise um bis zu 30 Prozent angestiegen sei. „Denn Sexualstraftäter*innen nutzen im Internet so eine Situation gezielt aus, um mit Kindern online in Kontakt zu treten“, so Winkler.

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Das organisierte Verbrechen profitiert

Tatsächlich könnte das organisierte Verbrechen von der Krise profitieren. Davor warnt auch das in Wien ansässige UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC). Allzu leicht fallen notleidende Familien, die aufgrund der Corona-Lockdowns keinerlei Einkommen mehr haben, auf die Versprechen von Menschenhändlern herein und stellen ihnen ihre Kinder für wenig Geld zur Verfügung. In besonderer Gefahr sind auch Kinder, die vor der zunehmenden Gewalt in der eigenen Familie auf die Straße geflohen sind. Opfer, die sich bereits in der Gewalt von Menschenhändlern befinden, haben aufgrund der Ausgangssperren noch weniger Chancen, ihren Peinigern zu entkommen bzw. Hilfe zu holen. Gleichzeitig fallen wichtige Schutzmechanismen aus: In vielen Ländern bleiben Schulen, Jugendzentren, Notschlafstellen und Hilfseinrichtungen coronabedingt geschlossen, werden Geldmittel im Bereich des Opferschutzes gekürzt.

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