St.Brigid und Imbolc sind eng miteinander verbunden, denn der Patronstag der irischen Heiligen und der Tag des keltischen Frühlingsfestes werden beide am 1.Februar gefeiert. „Lá Fhéile Bríde„, wie der Feiertag auf gälisch heißt, markiert den Frühlingsbeginn. Ab 2023 soll dieser Tag übrigens ein offizieller Feiertag werden. Wie bei den meisten Festtagen die keltische Wurzeln haben beginnen die Festlichkeiten bereits am Vorabend. In diesem Fall am 31.Jänner ab dem Sonnenuntergang, dem St.Brigid’s Eve. An dem Tag fertigt man aus frischen Riedgras die speziellen Kreuze der irischen Patronin an, es gibt ein Festessen und die Türen werden offen gelassen, damit die Heilige eintreten und das Haus segnen kann. Wer aber war St.Brigid?

St.Brigid von Kildare

St.Brigid von Kildare

Laut den Annalen von Ulster wurde Brigid 454 in Kildare (Cill Dara) geboren. Ihr Vater soll ein adeliger Krieger namens Dubhthach gewesen sein, die Mutter, Broicseach, war eine der sieben Töchter des Dallbhrónach. Stadlers Heiligenlexikon wiederum behauptet, dass Brigids Vater von schottischen Königen aus Timoria abstamme, die von Arthur nach Leinster in Irland vertrieben worden waren. In dieser Version ist Broiseach eine Sklavin, die Dubhthach, als sie mit Brigid schwanger war, an einen „Magnus“ (Druiden) verkaufte. Im Alter von vierzehn Jahren wurde die spätere heilig gesprochene Schutzpatronin Irlands, Nonne. Unter einer Eiche, „Kildare bedeutet „Kirche der Eiche“ errichtete sie sich eine einfache Wohn-und Gebetszelle. Daraus entstand das spätere Nonnenkloster Kildare, das zur Keimzelle weiterer Klostergründungen wurde. Nach ihrem Tod entzündeten die Klosterfrauen zu Kildare ihr zu Ehren ein ewiges Feuer, das bis 1220 brannte.

Die Quelle der St.Brigid in Kildare

Das Kloster von Kildare

Zu der Zeit von St.Brigid war Irland ein Fleckenteppich aus kleinen Königreichen, manche heidnisch andere dagegen bereits christianisiert. Der Heilige Patrick, Landespatron und erster Missionar Irlands war am 17.März 461 (vielleicht erst 491) bei Downpatrick im heutigen Nordirland gestorben. Die 454 geborene Brigid ist, was die Mission angeht, sein Pendent. Ein anonymer Autor aus dem 8./9.Jahrhundert schreibt, dass ausgehend von Kildare das Christentum in allen vier Regionen der Grünen Insel verbreitet wurde, in Leinster, Connacht, Munster und Ulster. Als Brigid gemeinsam mit sieben anderen Frauen das Gelübde ablegte, zitierte Bischof Mac Caille die acht Seligpreisungen. Diese eröffnen die Bergpredigt (Matthäus 5: 3-12). Hier postuliert Jesus mehrere Segnungen, die jeweils mit dem Satz „Selig sind …“ beginnen. Jede der acht Seligpreisungen steht für eine (positive) Charaktereigenschaft. Brigid erwählte jene der „Gnade“. Aufgrund ihrer Mildtätigkeit gegenüber den Armen bekam sie später den Beinamen „‘Muire na nGael“, die Maria der Iren.

Die keltische Brigid – „Breo-Saighit“

Die keltische Göttin des Feuers

Lange bevor das Christentum Irland erreicht existierte Brigid bereits als keltische Gottheit. In der irischen Mythologie ist sie die Tochter der Muttergöttin der Kelten, Danu und Daghda, dem mächtigsten Hochkönig der Tuatha Dé Danann. Danu steht für Mutter Erde, die alles gibt und alles wieder in sich aufnimmt. Zusammen mit ihrer Tochter Brigid und Anu, der Greisin, bildet sie eine Trias. Der Name Brigid leitet sich von „Breo-Saighit“ ab, das bedeutet soviel wie „heller flammender Pfeil“. Sie ist eine schillernde Gestalt in der keltischen Mythologie, die über das Feuer herrscht und Schutzgöttin der Schmiedekunst, der Heiler, Dichter und der Weisheit ist. Außerdem fungiert sie als Beschützerin der Familien, der Frauen und Säuglinge. Verehrt wurde Brigid von den Kelten zu Imbolc und steht damit für den Übergang, denn in keltischer Vorstellung markiert Imbolc den Frühlingsanfang. Tatsächlich werden die Tage Anfang Februar merklich länger und die Pflanzenwelt erwacht langsam aus der Winterruhe.

St.Brigid als Trinität

Imbolc – das keltische Frühlingsfest

Für die Kelten Irlands markierte die Phase zwischen Wintersonnenwende und Frühlings-Tag und Nachtgleiche den kosmischen Frühlingsbeginn. Sie verstanden die Jahreszeiten, die durch die elliptische Reise der Erde um die Sonne entstehen, instinktiv. Imbolc war für sie der Moment wo der Frühling begann. Der zweite Name des Festes ist „Oimelc“ und bezieht sich auf das Ablammen und das erste Milchgeben der Schafe im Frühjahr. Gemeinsam mit Beltane (1.Mai), Lughnasadh (1.August) und Samhain (1.November) ist Imbolc eines der vier großen irischen „Agrarfeste“. Die Feuer wiederum stehen in Verbindung mit Brigid in ihrer Form als Feuergöttin der keltischen Mythologie. Gleichzeitig symbolisiert das Feuer die zunehmende Kraft der Sonne in den kommenden Monaten.

Imbolc – das keltische Frühlingsfest

Das St.Brigid Kreuz

Das Kreuz wird aus Reet also Binsen hergestellt und diese werden immer gezogen, nie geschnitten. Die Legende erzählt, dass die Heilige Brigid von Kildare einem irischen König das Konzept des Christentums anhand eines solchen Kreuzes erklärt hat indem sie vor seinen Augen ein Kreuz aus Binsen flocht. Man glaubt, dass ein Brigid-Kreuz Schutz für Haus und Hof garantiert. Vor Imbolc werden dann jedes Jahr die neuen Kreuze geflochten, die alten verbrennt man. Das Verbrennen symbolisiert übrigens den Übergang, das Konzept von Tod und Wiedergeburt. Das neue Kreuz wird am Tag der Heiligen Brigid, am ersten Februar, im Gottesdienst gesegnet und anschließend zu Hause aufgehängt. Es schützt das Haus vor Feuer und sämtlichen bösen Einflüssen.

Brigid – von der Feuergöttin zur Heiligen

Heidentum und Christentum sind in Irland miteinander verwoben. Das irische Hochkreuz zum Beispiel hat im Zentrum einen Ring, der steht für die Sonne, die für die Heiden das war, was das Kreuz für die Christen ist. Brigid ist analog ebenfalls ein Synkretismus. Sie war in heidnischer Zeit die stärkste und duldsamste der großen irischen Göttinnen und wurde im Christentum, neben dem Heiligen Patrick, zur Schutzpatronin der Grünen Insel. In ihrer Heiligenlegende ist sie die Tochter eines heidnischen Druiden die zum Christentum konvertiert. In Kildare brannte die „ewige Flamme“ in vorchristlicher Zeit in einen Tempel der Göttin Brigid und später in der Klosterkirche, immerhin bis 1220. Seit 1993 brennt das Feuer übrigens wieder, Schwester Mary Minehan hütet die ewige Flamme Brigids in ihrem Haus.

Zwei berühmte Quellen der Heiligen Brigid liegen bei den Cliffs of Moher. Erstere im County Clare war für die Bewohner der abgelegenen Aran Inseln und der Umgebung ein sehr besonderer Pilgerort den sie „Dabhach Bhride“ nannten, das Bad der Heiligen Brigid. Die zweite Quelle befindet sich im Burren bei Liscannor.

Heute trifft man Brigid bei Quellheiligtümern an, das bekannteste liegt nahe der Cliffs of Moher. Feuer und Wasser sind Gegensätze, Brigid ist die Schwelle zwischen den beiden Elementen, so wie sie der Übergang vom Winter in den Frühling ist. Sie ist eine Schwellengöttin und wird daher an den Orten des Übergangs verehrt. An der Küste zum Beispiel, die weder Land noch Meer ist, an Türschwellen oder der Pforte von der Welt der Menschen in die Feenwelt. Ihr Reich sind die Zwischenwelten – zum Beispiel die Zeit der Morgen- und Abenddämmerung aber auch alle Übergänge und Treffpunkte im Leben, an denen sich unterschiedliche Menschen treffen, um Dinge auszuhandeln. Hier wird sie angerufen und geehrt.

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