Was für die Römer ein Drama war, das ist für die Touristen heute ein kleines Wunder, denn Pompeji ist die besterhaltene Stadt der römischen Antike, nicht nur in Kampanien. Im Jahr 79 n. Chr. hatte ja ein Ausbruch des Vesuv Pompeji, Herculaneum und Stabiae zwar vernichtet aber auch konserviert. Wann genau die Eruption stattfand, darüber wird seit 2018 heftig diskutiert, denn man hat ein Graffiti gefunden, das nicht zum überlieferten Datum des 24. August passt. Neue Funde legen nahe, dass man in Pompeji noch die Ernte einbrachte, bevor mit einem Schlag alles zu Ende war. Vor Ihrer Zerstörung war die Stadt ein Schmelztiegel von Kulturen. In ihrer etwa siebenhundertjährigen Geschichte wurde sie von Oskern, Samniten, Griechen, Etruskern und Römern bewohnt und geprägt. Denn Pompeji war immer eine Handelsstadt am Meer, auch vor der Ankunft der Römer. Es war nicht so groß wie das damalige Napoli und nicht so luxuriös wie Rom aber durchaus wohlhabend.

Die Stadtmauern von Pompeji

Die Lage von Pompeji war nicht nur schön sondern auch strategisch günstig, vom Vesuv abgesehen

Pompeji gibt, ähnlich einer Zeitkapsel, Einblicke in das Leben vor fast 2.000 Jahren. Es war damals stimmig an den Abhängen des Vesuv zu siedeln, denn die vulkanische Erde ist ausgesprochen fruchtbar. Salopp gesagt – was man in die Erde steckt wächst. Das war wichtig für eine Handelsstadt, die nicht nur sich selbst, sondern auch alle Besucher durchfüttern musste und zudem an der Landwirtschaft verdienen wollte. Die Straßen, selbst jene der römischen Zeit, waren unbequem, daher wurden Waren und Reisende per Schiff transportiert, wenn das möglich war. Durch die Lage am Meer war Pompeji mit sämtlichen Handelsmetropolen am Mittelmeer verknüpft. Über Vulkanismus wusste man damals herzlich wenig, die Dimension des Ausbruchs vom Jahr 79 konnte man sich daher in römischer Zeit nicht vorstellen.

Porta Marina Pompeji

Die Porta Marina war und ist für die Besucher Pompejis der Haupteingang

Pompeji liegt auf einem Lavaplateau etwa zehn Kilometer südlich des Vesuv und nahe am Wasser, vor der antiken Stadtmauer mündete damals der Fluss Sarno ins Tyrrhenische Meer. Man legte die Häfen damals entweder in einer geschützten Bucht oder an einer Flussmündung an, denn im Herbst kommen die Stürme. In Pompeji ankerten regelmäßig Schiffe aus Spanien, Griechenland, Nordafrika und dem Nahen Osten an. Man handelte Gewürze, getrocknete Früchte, Papyrus und Keramik gegen Wein, Getreide und Garum, das römische „Maggi“. Wer nach Pompeji reiste kam also meist über das Meer und betrat die Stadt durch das Hafentor. Obwohl Pompeji mit 60 Hektar nicht klein ist, war der Weg von der Porta Marina bis zu den Thermen nicht weit. Für Reisende, noch vor dem Bordellbesuch, die erste Anlaufstelle, denn dort bekam man neben Bad und „Schabung“ auch die letzten Neuigkeiten sowie Informationen zu den aktuellen Preise am Markt.

Blick vom Forum Pompeji

Das Forum war das Herz der Stadt und Fußgängerzone

Rowdies im Straßenverkehr soll es auch schon in römischer Zeit gegeben haben, daher waren die öffentlichen Zonen, allen voran das Forum eine „karrenfreie Zone“, sprich Fußgängerzone. Denn das belegen die Begrenzungssteine am Forum, dem Hauptplatz der Stadt. Größere Städte, wie Rom, hatten meist mehrere Foren, Pompeji besaß nur ein Forum, um das sich alle wesentlichen öffentlichen Bauten gruppierten, Basilika, Jupitertempel und Macellum. In vorrömischer Zeit dürfte das Forum ein Marktplatz gewesen sein. Im 1.Jahrhundert wurde der offene Markt allerdings in das Macellum und in die Markthalle im Südwesten des Platzes verlegt. Die aktuellen Ruinen sind Reste des Jupiter und Minerva Tempels, der Basilika, einem Bau der von einer Priesterin namens Eumachia gestiftet wurde und dem Tempel des Apoll aus dem 6.Jahrhundert v.Chr., dem ältesten Gebäude am Platz.

Begrenzungssteine am Forum

Der Grundriss war ein Schachbrett

Pompeji wurde von den Oskern gegründet, auch wenn eine Legende erzählt, dass Herkules der Stadtgründer sein soll. In den Samnitenkriegen war Pompeji eine „bündnistreue“ Stadt, etwas das sich nach dem römischen Sieg wahrscheinlich positiv auswirkte. Die gesamte Stadt wird von einer Mauer mit acht Toren und elf Wachtürmen umgeben, das spricht dafür, dass Pompeji unsichere Zeiten überstehen musste. Sein Grundriss ist ein Schachbrett, dieses System der sich rechtwinkelig kreuzenden Straßen geht auf den Griechen Hippodamos von Milet zurück und wurde in der Antike auch in Kampanien angewandt. Im Bundesgenossenkrieg 89 v.Chr. ist Pompeji in Opposition zu Rom, es wurde daher zerstört und im Jahr 80 v.Chr. als Kolonie neu gegründet. Im Jahr 62 erschüttert ein Erdbeben die Stadt, was ebenfalls zu Zerstörungen führte. Das Pompeji, das wir heute sehen geht daher vermutlich auf die Neugründung 80 v.Chr. zurück und dürfte, zur Zeit des Untergangs, eine große Baustelle gewesen sein.

Trittsteine in Pompeji

Eine Kanalisation wie in Rom gab es nicht

Anhand der Trittsteine kann man erkennen, dass Pompeji keine öffentliche Kanalisation hatte. Eine Wasserleitung gab es zwar aber das Abwasser pritschelte oberirdisch quer durch die Stadt in Richtung Hafen. Das mag im Sommer zu einer ziemlichen Geruchsbelästigung geführt haben. Die Trittsteine waren dazu da, dass man trotz Abwasser, trockener Sandale die Straße überqueren konnte. Aufgrund des Gefälles floss das Abwasser, gemischt mit dem sauberen Wasser der Laufbrunnen, in die Einlässe des Thermenkanals. Anzumerken ist, dass wir bei Abwasser meist ans Klo denken. Fäkalien waren zur römischen Zeit aber keine im Abwasser, denn der Urin wurde für die Gerber gesammelt und die Römer hatten private Senkgruben in Pompeji.

Blick von der Basilika auf das Forum

In der Basilika fanden die Gerichtsverhandlungen statt

Die Basilika von Pompeji ist gar nicht so leicht einzuordnen. Sie war ein Gerichtsgebäude, denn sie diente als öffentlicher Raum für den Handel und die damit verbundene Rechtsprechung. Es gibt Graffiti die das belegen. In der Basilika wurde aber nicht nur Recht gesprochen und Geschäfte abgewickelt, sondern es trafen sich hier auch die Anwälte mit ihren Klienten. Der Bau besteht aus einer großen Säulenhalle mit einer erhöhten Plattform, dem Tribunal, wo die Gerichtsverhandlungen abgehalten wurden. Zudem dürfte sich die Basilika im Umbau befunden haben als der Vulkanausbruch sie konservierte. Das Dach und auch etwaige Reste davon fehlen, ein Brunnen und eine Wasserleitung scheinen im Bau gewesen zu sein. Wären da nicht die Graffiti, es wäre schwierig den Bau einzuordnen. In den Ruinen von Pompeji gibt es übrigens mit rund 5600 Graffiti einen riesigen Fundus dieser flüchtigen Inschriftengattung. Das liegt daran, dass die Asche sie hier konserviert hat.

Supermarkt und Stadtbogen in Pompeji

Der große Supermarkt im Zentrum des Stadt

Das Macellum war bei den Römern der Lebensmittelmarkt wo Fleisch, Fisch und Delikatessen verkauft wurden. Der römische Supermarkt war so konzipiert, dass sich Läden, die von Händlern angemietet werden konnten, um einen Hof gruppierten. In der Mitte dieser meist quadratischen Bauten plätscherte entweder ein Brunnen oder stand ein Tempel. In Pompeji ist das Macellum eine axial orientierte Anlage mit einer Exedra, die gegenüber dem Haupteingang liegt. Eine Exedra ist ein überdachter Raum, ähnlich einer Rotunde, in dem man verweilen kann. An den Wänden des Lebensmittelmarktes sind heute noch die Fresken sichtbar, die den Kunden des Macellums verrieten was sie hier alles kaufen konnten. Das zeigt, dass man bereits in römischer Zeit Wert auf das „Shoppingerlebnis“ legte, vielleicht um die Kauflust zu steigern.

Die Villa des Faun Pompeji

Die Villa des Fauns war zentrumsnah und prächtig

Villen gibt es in Pompeji einige, das Haus des Faun ist aber etwas Besonderes. Es wurde im 2.Jahrhundert v.Chr. gebaut und nimmt eine ganze Insulae ein. Das ist eine „Insel“, in dem Fall ein Häuserblock. Die Grundfläche beträgt 2.490 Quadratmeter inklusive Gartenanlagen. Bekannt ist es aufgrund des Alexandermosaiks, das Alexander den Großen in der Schlacht von Issos oder Gaugamela darstellt. Das Original befindet sich heute im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel, eine Kopie ist vor Ort. Etwa eine Million Mosaiksteinchen sind in dem 5,82 m × 3,13 m großen Bild verarbeitet, auf den Zentimeter hat man etwa 5 Steine eingelegt. Das ist eine hervorragende Arbeit und war daher ziemlich teuer. Der Besitzer des Hauses muss ein reicher Mann gewesen sein. Die Lage der Villa ist ebenfalls nicht übel – sie liegt in der Regio VI, in nächster Nähe zum Forum und unweit der Thermen.

Fastfood in Pompeji

Die Römer kannten bereits Fast Food

Das Essen aus der „Thermopolia“, der Garküche, war für die nicht so reichen Bewohner Pompejis die einzige Möglichkeit zu einer warmen Mahlzeit zu kommen. Denn die meisten Einwohner lebten in beengten Verhältnissen, meist bewohnten sie eine Ein- oder Zweizimmerwohnung über einem Laden. Da es dort weder einen Herd zum Kochen noch fließendes Wasser gab, kaufte man sein Essen in einer öffentlichen Garküche, einer Art Imbiss der Antike. Kam man als Besucher in die Stadt, dann hatte man sowieso keine andere Option. Die Garküchen (das Wort leitet sich von Garum ab) waren die Vorläufer der modernen Gastronomie. In Wien wurden übrigens im 19.Jahrhundert mobile Garküchen als „Bratelbratereien“ bezeichnet und von Metzgern betrieben, die dort heiße Würste und Fleisch verkauften. In Pompeji gab es allerdings schon vor 2.000 Jahren richtige „Fressstraßen“.

Was auf den Tisch kam, war abhängig von der Schicht der man zugehörig war. Prinzipiell begann ein typischer Tag in Pompeji mit dem „Ientaculum“, denn das ist das Frühstück. Es bestand aus Brot, getrockneten Früchten, Käse und Eiern sowie Milch oder Wein. Das „prandium“ oder Mittagessen verputzte man in der Thermopolia, der Garküche oder in den „popinae“ genannten Weinschenken. In letzteren tummelten sich die niederen Schichten und frönten nebenbei dem Glücksspiel und der Prostitution. Wer reich war, schlemmte am Abend. Die Oberschicht veranstaltete üppige Bankette, bei denen teilweise kuriose Speisen, wie geschmorter Siebenschläfer, auf den Tisch kamen. Der nicht so reiche Rest lebte langweiliger aber gesünder. Denn der durchschnittliche Bewohner Pompejis ernährte sich von frischem Gemüse, Eintöpfen und gelegentlich einem Stück Fleisch. Dieser Eintopf bestand aus Bohnen, Erbsen, Kichererbsen, Linsen und Zwiebeln. Gewürzt wurde mit Garum, Kreuzkümmel, Koriander, Sesam und Pfefferminzsamen.

Die „Bassena“ von Pompeji

Die öffentlichen Brunnen funktionierten als Bassena

In römischer Zeit sammelte man das Regenwasser in den „impluvia“, die man in den Atrien und Gärten anlegte. Um den öffentlichen Wasserbedarf der Siedlung und der Landwirtschaft abzudecken grub man fünf öffentliche und zwei tiefe Thermenbrunnen, denn Pompeji liegt auf einer dicken Schicht aus Tuffstein und der Grundwasserspiegel ist entsprechend tief. Ab der Zeit von Kaiser Augustus gab es Aquäduktwasser, daher konnte man öffentliche Brunnen in größerer Zahl bauen. Zweiundvierzig Stück wurden gefunden. Diese bestanden aus Lavastein und wurden mittels Metallklammern zusammen gehalten. Die meisten dieser Laufbrunnen wurden so an den Straßenrand platziert, dass man von allen Seiten schöpfen konnte. Diese Brunnen waren Treffpunkte, vergleichbar mit einer Bassena, wo nicht nur Wasser geschöpft sondern auch Neuigkeiten ausgetauscht wurden.

Das Theater von Pompeji

Brot und Spiele – Unterhaltung wurde groß geschrieben

Die Redewendung „panem et circenses“ bedeutet „Brot und Spiele“, gemeint sind damit billige Grundnahrungsmittel und kostenlose Unterhaltung. Das Zitat stammt aus einer Satire des Römers Juvenal aus dem 1. Jahrhundert nach Christus, der sich allerdings darüber ein bisschen lustig macht. Für die Kaiser Roms war das aber eine gute Strategie das Volk bei Laune zu halten. „Circensis“ bezieht sich auf Gladiatorenkämpfe und andere Darbietungen in der großen Arena, dem „Circus“. Diese Spiele waren gesponsert, der Eintritt auf den billigen Plätzen war frei. In Pompeji waren die Gladiatorenkämpfe ausgesprochen beliebt. Das Theater hatte weniger Fans, daher sind die römischen Theater kleiner als die Arenen. Die Geschichte des römischen Theaters beginnt übrigens im Jahr 240 v. Chr. In diesem Jahr erhält der Grieche Livius Andronicus den Auftrag, für die „Ludi Romani“, das bedeutendste Staatsfest der Römer, die lateinische Fassung je einer griechischen Tragödie und Komödie herzustellen und zu inszenieren.

Die Thermen von Pompeji

Die Thermen waren die Informationszentrale von Pompeji

In die Therme ging man nicht nur um sich zu reinigen, sie waren der perfekte Platz um sich über einen Ort zu informieren. Tageszeitungen, Fernsehen und Internet waren noch nicht erfunden, wenn man wissen wollte, was in einer Stadt los war, dann ging man in die Therme. Pompeji hatte drei öffentliche Thermen. Die Vorstadtthermen neben der Porta Marina, die Forumsthermen und die Stabianer Thermen. Erstere erreichte man über eine Treppe vom Hafen, von dort gelangte man zu einem höhergelegenen Platz mit Portiken, an dem der dreistöckige Thermenkomplex lag. Dem Badebetrieb angeschlossen war ein Bordell. Pragmatisch eingerichtet also ausgelegt auf eine „schnelle Nummer“, das Angebot war in Form von erotischen Darstellungen über der Tür der jeweiligen Kammer an die Wand gepinselt. Letztere, die Stabianer Thermen, stellen den ältesten Thermenkomplex von Pompeji dar. Die erste Bauphase wird bereits auf das Ende des 4.Jh.v.Chr. datiert.

Die Laren in Pompeji

Die Hausgötter der Römer sind die Laren

Die Existenz der Laren ist seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. belegt. Vermutlich sind sie aber noch viel älter und reichen bis in die Zeit vor der Einwanderung der Italiker zurück. Sie sind Schutzgötter, die Häusern, Straßen, Städten oder sonstigen Örtlichkeiten beschützen. Jedes römische Haus hat ein „lararium“, einen Hausaltar zur Verehrung dieser Götter. Die Lares Familiares waren gemeinsam mit den Penaten die Schutzgeister der Familie. Sie wurden mit den Seelen der Ahnen gleichgesetzt, daher wurden sie in alle familiären Aktivitäten und in das tägliche Mahl eingebunden. Sie nahmen quasi als Zeugen an allen wichtigen Ereignissen der Familie teil, an Geburten und Todesfällen, an Hochzeiten und Adoptionen. Reiche römische Familien hatten mehrere Lararien, ein repräsentatives an einem gut sichtbaren Ort wie vor dem Eingang oder in der Empfangshalle, und ein privates beim Herd oder im Schlafzimmer. Ärmere Familien hatten nur eine kleine Nische oder ein Regalbrett, das diese Funktion erfüllte.

Säulen am Forum

Die römische Baukunst ist zwar pragmatisch aber schön

Die Römer bauten im Gegensatz zu den Griechen nicht massiv. Das hat mehrere Vorteile: Es geht schneller, es kostet nicht so viel und es bindet weniger Arbeitskräfte. Vieles geht zwar auf die Griechen zurück, denn Vitruv beschreibt 22 v. Chr. die von den Griechen übernommenen Techniken aber die Römer haben diese für ihre Bedürfnisse angepasst. Wo es ging, setzten die Römer Ziegel als Baumaterial ein. Durch sie wurde das Bauen mit gebrannten Ziegeln ab dem 1. Jahrhundert v. Chr im ganzen Römischen Reich verbreitet. Neben dem Ziegel kam ab dem 2.Jahrhundert n.Chr. der römische Beton, opus caementitium, oder Tuffstein zum Einsatz. Das Mauerwerk und die, ebenfalls aus Ziegel bestehenden, Säulen wurden verputzt oder mit Fresken geschmückt. Damit war es, abgesehen von der Statik, unerheblich was sich hinter Putz und Fresko verbarg. Veränderungen und Umbauten konnten mit dieser Bauweise ebenfalls einfach umgesetzt werden.

Villa Oplontis

Die Lage von Oplontis war schon einmal besser

Oplontis ist UNESCO Kulturerbe, verdient, denn die Fresken sind sehenswert und die Villa der Poppaea Sabina ist gut genug erhalten um einen Eindruck vom Leben in diesem luxuriösen „Goldenen Käfig“ zu vermitteln. 1964 wurde hier die sehr gut erhaltene und üppig mit Wandmalereien ausgestattete Villa ausgegraben, die der zweiten Frau Neros, zugeschrieben wird. Sie hatte Gartenanlagen mit Oleander, Granatapfel- und Zitronenbäumen und ein großes privates Schwimmbecken. Eine zweite Villa in Oplontis ist für die Archäologen von Interesse, Touristen besuchen sie meist nicht. Gemeint ist die Villa des Lucius Crassius Tertius, in die sich während des Vulkanausbruches 74 Personen flüchteten, deren Leichen hier gefunden wurden. Vermutlich war Oplontis eine Villensiedlung wohlhabender Römer an der Küstenstraße von Neapolis nach Surrentum. Auch wenn die Ruinen heute eingequetscht in die tristen Gebäude des heutigen Torre Annunziata sind, in römischer Zeit hatte man von hier einen großartigen Ausblick über die Küste und das Meer.

Wandmalereien in Oplontis

Die römischen „Tapeten“ sind sehr eindrucksvoll

Die römischen Wandmalereien sind so etwas wie Tapeten, es war eine Gebrauchskunst, daher wurden die Künstler, die diese Bilder malten, in römischer Zeit eher als Handwerker gesehen. Die Malerei der Villa Oplontis lässt vermuten, dass das Haus um 50 v.Chr. in Betrieb genommen und – auch das zeigt die Stilabfolge der Wandmalereien – ständig verändert wurde. Anhand der „Tapeten“ von Oplontis kann man die ganze Entwicklung der römisch-kampanischen Wandmalerei vom sogenannten zweiten bis zum vierten Stil ablesen. Die Einteilung in vier Stile ist alt, August Mau hat sie 1880 vorgenommen aber sie ist noch immer eine gute Orientierung. Sie beginnt mit der illusionistischen Architekturmalerei der spätrepublikanischen Zeit und setzt sich mit den Flächen-und Kandelaberstil der julisch-claudischen Epoche zum Phantasiestil fort, der unter Nero beginnt und in flavischer Zeit seinen Höhepunkt hatte. Das ist der Grund, warum die UNESCO diese Grabung zu einem Kulturerbe der Menschheit erklärt hat und warum man die Villa besuchen sollte.

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