Wer an Skandinavien denkt, denkt an die Länder im Norden, an Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland – aber stimmt das? Die Frage nach den Skandinavischen Ländern lässt sich nämlich nicht ganz eindeutig beantworten, es hängt von der Perspektive ab, was man unter dem Begriff „Skandinavien“ subsummiert. Durch die Brille eines Geografen gehören nur Schweden und Norwegen zur skandinavischen Halbinsel und ein kleiner Teil, der äußerste Nordwesten, von Finnland. Ein Geologe dagegen muss von „Fennoskandinavien“ reden und darauf bestehen, dass neben Schweden und Norwegen, nicht nur Finnland, sondern auch die russische Halbinsel Kola dazugezählt werden soll. Der Historiker schließlich wird an die Wikinger erinnern und darauf bestehen, dass auch Dänemark ein Teil von „Skandinavien“ ist.

BILD: Liland (Norwegen)

Was ist Skandinavien im Kopf eines Reisenden?

In den meisten Köpfen ist Skandinavien „wild“, eine raue Landschaft, kalt, stürmisch und karg. Das trifft auf einige Teile zu, auf andere aber so gar nicht und es ist eine Frage der Jahreszeit. Der Norden Europas hat weltoffene Metropolen, 1001 See, dramatische Fjorde, schroffe Küsten, unberührte Urwälder, massive Gletscher und sanfte Grasebenen – in Skandinavien fügen sich die landschaftlichen Gegensätze zu einem facettenreichen Gesamtkunstwerk der Natur zusammen. Der Norden Europas ist ausgesprochen vielfältig. Die Menschen sind gastfreundlich und ebenso unterschiedlich wie ihre Landschaften. Jedes Land hat seine Mentalität und jede ist auf ihre Art liebenswert. Eine Reise durch den „Hohen Norden“ verändert die Vorstellungen sehr schnell.

Wie kann man Skandinavien beschreiben?

Skandinavien ist eine der abwechslungsreichsten und vielfältigsten Regionen Europas. Die jeweilige Jahreszeit verändert die Landschaften, denn sie verwandelt den rauen Norden im Sommer in ein blühendes Paradies und bieten ideale Lebensbedingungen für unterschiedlichste Tier- und Pflanzenarten. Im Winter dagegen ist Skandinavien Europas letzte Bastion der Eiszeit mit langen Nächten und Polarlichtern. Der Begriff „Skandinavien“ stammt übrigens aus dem Altschwedischen und heißt so viel wie „gefährliche Halbinsel“, was sich aber vermutlich auf ein gefährliches Riff vor Schonen bezieht, denn ein „gefährliches“ Reiseland ist der Norden Europas nicht. Wer als Einstieg die Skandinavischen Hauptstädte besucht, bekommt einen ersten Einblick in die Geschichte und Kultur der nordischen Länder und eine Idee von den verschiedenen Landschaften. Wer Skandinavien intensiv kennen lernen will, sollte sich die Länder des Nordens einzeln vorknöpfen.

FOTO: Lofoten

Dänemark ist mehr als Kopenhagen

Kopenhagen kann man sich ergehen, das Stadtzentrum mit einer der längsten Einkaufstraßen der Welt, der Stroget, liegt nah beisammen. Das Leben spielt sich zwischen Rathausplatz und Nyhavn ab. Der ist das Postkartenmotiv schlechthin, mit seinen bunten Häusern. Übersetzt heißt das übrigens „Neuer Hafen“, aber ganz so neu ist er nicht, denn er wurde bereits 1673 fertig gestellt. Im Zentrum befindet sich neben den sehenswerten Kirchen auch der Rundetarn, auf Deutsch Runder Turm. Die Aussicht ist nett aber hier ist der Weg das Ziel. Die Schlösser sind imposant aber nicht alt, zu oft hat es in Kopenhagen gebrannt. Die eigentliche Stärke Kopenhagens sind aber die kleinen Gassen mit ihren vielen netten Restaurants und Kaffeehäusern. Auf die 1,25m „große“ Meerjungfrau sollte man nicht vergessen.

Es geht mit Geschichten, wie mit vielen Menschen, sie werden mit zunehmendem Alter schöner und schöner, und das ist erfreulich.

Hans Christian Anderson

Dänemark scheint auf den ersten Blick eine fast völlig erschlossene Kulturlandschaft zu sein. Das täuscht, denn Dänemark hat die artenreichsten Urwälder Europas, etwa die Wälder von Lille Vildmose im nördlichen Jütland. Dieses weitgehend unbekannte Reich der Rothirsche, Kraniche und Wildschweine zeigt Skandinavien von seiner sanften Seite. Spektakulär sind auch die Rabjerg Mile, mit einer Höhe von bis zu 40 Metern eine der größten Wanderdünen Europas und die schneeweißen Kreidefelsen der Insel Mön. Dänemark ist nur etwa halb so groß wie Österreich, trotzdem bietet es eine große Vielfalt an verschiedenen Landschaften.

BILD: Kopenhagen, die kleine Meerjungfrau

Schweden – Wälder, Seen, Elche und gar nicht so wenig Kultur

Schweden hat heute mehr Wald denn je: Mehr als 50 Prozent der gesamten Landesfläche sind von unterschiedlichsten Wäldern bedeckt allerdings sind nur 5% Urwald. Nur ganz im Norden Skandinaviens gibt es sie noch: die europäischen Urwälder, deren Pflanzen ihrem eigenen Rhythmus folgen, Gegenden, in die der Mensch nicht eingreift. In diesen borealen Nadelwäldern wachsen vor allem Waldkiefern und Fichten, dazwischen gedeihen Birken und Espen. Schonen, also Südschweden besteht aus weitläufige Ebenen, Korn- und Rapsfelder, kilometerlangen weißen Sandstrände, aber auch einigen steile Küstenabschnitten. Wenn die Schweden „in den Süden“ fahren, dann kommen sie nach Schonen. Wer Süßwasser dem Salzwasser vorzieht fährt in die Mittelschwedische Senke. Sie ist durch zahlreiche Seen geprägt. Hier liegen im Westen die größten, der Vänern- und der Vätternsee. Stockholm und Uppsala gehören auch zu dieser Landschaft. Inseln hat Schweden viele allein in der näheren Umgebung von Stockholm befinden sich rund 25.000, der sogenannte Schärengarten.

Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen.

Astrid Lindgren

Stockholm ist die Hauptstadt aber Lund ist älter

Stockholm ist eine Stadt im Wasser, es gibt 14 Inseln, die durch 53 Brücken verbunden sind. Die Innenstadt unterteilt sich in die Stadtteile Gamla Stan, Kungsholmen, Norrmalm, Södermalm und Östermalm. Das Zentrum kann man sich ergehen, für die etwas entlegeneren Ziele nimmt man das Wassertaxi oder eine Fähre. Im Großraum Stockholm befinden sich die königlichen Residenzen. Im Sommer ist eine gute Reisezeit, wenn viele Einheimische die Stadt verlassen und zu ihren Ferienhäusern in den Schären reisen, dann haben die Touristen viel Platz. Der Sommer ist kurz, daher spielt sich das Leben im Juli und August auf der Straße ab. Das ältere Lund ist das kulturelle Zentrum Südschwedens. Die Stadt wurde um 990 vom dänischen Wikingerkönig Sven Gabelbart gegründet, neben Sigtuna um die Ecke von Stockholm, ist es das älteste urbane Zentrum Schwedens. Der Dom von Lund ist eine bemerkenswerte romanische Kirche. Geschichte und Kultur kann Schweden bieten, weite Landschaften auch.

FOTO: Schloss Drottningholm

Norwegen – Fjorde und mehr

Norwegen das ist Fjorde und Wikinger, faszinierende Küsten, Gebirgslandschaften und Nordkap. Die wohl spektakulärsten Zeugen der Eiszeit sind aber die Fjorde an der norwegischen Küste. Bis zu 1000 Meter steigen die Felswände dieser Meeresbuchten an, die zum Teil kilometerweit ins Landesinnere reichen. Der größte ist der Sognefjord mit einer Länge von 200 Kilometern. Die Skanden reichen von der Südküste Norwegens bis zum Nordkap, damit sind sie mit über 1700 Kilometer die längste Gebirgskette Skandinaviens. Auf der Ostseite, dort wo im Norden der schwedische Anteil an den Skanden beginnt, ändert das Gebirge sein Aussehen. Es flacht ab und geht in ausgedehnte Fjell-Hochflächen über, die zum Teil von Seen und Mooren durchzogen sind. In diesen Fjell-Landschaften leben die Moschusochsen des Dovrefjell und auch die riesigen Rentier-Herden der Samen. Pflanzenliebhaber kommen hier ebenfalls auf ihre Rechnung, zumindest im Sommer.

Wir wissen nie, wann das Abenteuer in unser Leben tritt, doch an dem Tag, an dem es so weit ist, müssen wir es greifen.

norwegisches Sprichwort

Außer Bergen und Oslo hat Norwegen keine „großen alten“ Städte. Die alten Wikingerstädte waren aus Holz, sie haben, auch aufgrund der vielen Auseinandersetzungen, nicht bis in unsere Zeit überlebt. Holz ist noch heute ein beliebter Baustoff in Norwegen, die Häuser mit Grasdach sind durchaus winterfest. Seit 1814 ist Oslo die Hauptstadt, Kunstliebhaber können berühmte Werke im Nationalmuseum und im Munch Museum bewundern oder die Granitskulpturen im Frognerpark.. Auf der Museumsinsel begegnet man den Wikingern und den Entdeckern, von Nansen über Amundsen bis Thor Heyerdahl. Das Rathaus ist im Stil des Funktionalismus und erzählt neben der Edda auch die Geschichte der Stadt. Die zweitgrößte Stadt, Bergen, ist das Tor zu den norwegischen Fjorden. Als UNESCO- und Europäische Kulturhauptstadt bietet es viel. Bergen ist alt, denn es wurde bereits im 11.Jahrhundert gegründet und fungierte ab dem 12.Jahrhunder als Krönungsstadt. Gleichzeitig ist es aber auch die regenreichste Stadt des Landes.

Last but not least – Finnland

Ein Kreuzzug der Schweden christianisierte die Finnen. Im Jahr 1155 brach der schwedische König Erik IX. zu einem Kreuzzug gegen Finnland auf, die Eroberung war kurz und schmerzvoll. Wer die Finnen nun eigentlich sind, darum streiten sich die Historiker bis heute. Sicher ist nur: Die Besiedlung des Landes begann nach der letzten Eiszeit also vor zirka 9000 bis 10.000 Jahren. Mit etwa 5,5 Millionen Einwohnern auf einer Fläche fast so groß wie Deutschland gehört Finnland zu den am dünnsten besiedelten Ländern Europas. Die Menschen sind anders, sie sind keine Nachfahren der Wikinger, sie sprechen keine indogermanische Sprache und auch ihre Mentalität ist verschieden.

BILD: Sibelius Denkmal Helsinki

Helsinki ist eine moderne Stadt mit klassizistischen Wurzeln

Das „Goldene Zeitalter für die Finnen war die Zarenzeit. Am 2. März 1808 fiel Helsinki im Zuge des „Schwedischen Krieges“ an Russland und die Stadt brannte vollkommen nieder daher wurde sie unter Zar Alexander von seinem Architekt Engel im klassizistischen Stil wieder aufgebaut. Helsinki ist heute eine lebendige Hafenstadt mit wunderschönen Inseln und großen grünen Parks. Die Stadt begeistert aber auch mit ihrer Lebensart, beeindruckendem Design, abwechslungsreicher Architektur – und einem breiten Angebot an Restaurants, Bars, Clubs und Kaffeehäusern. Der Kaffee ist übrigens gut in Helsinki daher hat das Tourismusbüro einen Kaffeeführer aufgelegt, der die besten Cafes listet wie z. B. das Kappeli oder die Mood Coffee Roastery in Ullanlinna, Andante serviert Kaffee und Kuchen in einem Blumenladen, oder das süße kleine Kahvila Siili, ein Sommercafé in Helsinkis historischem Viertel Käpylä.

BILD: Kaffee in der Felsenkirche in Helsinki

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